Die gemeinsame Vereinbarung zielt darauf ab, die Digitalisierung in der Pflege voranzubringen, die Pflegeausbildung weiter zu modernisieren und das Berufsfeld in der Pflege durch neue Kompetenzen und Tätigkeiten zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.
„Die Beschäftigten in der Pflege leisten tagtäglich Enormes. Gestiegene Anforderungen durch die Corona-Pandemie, aber auch die neuen Möglichkeiten durch den Einsatz digitaler Technologien verändern das Gesicht der Pflege. Wir haben uns daher auf verbindliche Ziele und konkrete Maßnahmen verständigt, die zur Entlastung der Pflegefachpersonen führen und einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten“, betonte Schweitzer.
Neben den fünf Handlungsfeldern der FQI Pflege 2.0 wurde die Vereinbarung für die FQI Pflege 2.1 um das sechste Handlungsfeld „Digitalisierung und neue Technologien in der Pflege“ erweitert. Auf Basis der durch das Land beauftragten Studie „digi2care“ sollen Potenziale digitaler Technologien in der Pflegeausbildung und im pflegerischen Alltag identifiziert und genutzt werden, etwa bei der Pflegedokumentation oder der Dienstplangestaltung. „Die Digitalisierung bietet echte Chancen, die Aus- und Weiterbildung in der Pflege durch neuen Methoden und Techniken weiterzuentwickeln und die Pflegenden zu entlasten. Ausgehend von den Erkenntnissen der Studie ‚digi2care‘ werden wir eine Digitale Bildungsoffensive in den Pflegeschulen starten“, kündigte Schweitzer an. Bereits im Jahr 2020 hat die Landesregierung 2,6 Millionen Euro in die digitale Ausstattung der Schulen des Gesundheitswesens investiert. Im Rahmen der Digitalisierungsinitiative wurden die rheinland-pfälzischen Gesundheitsfachberufsschulen mit W-LAN, Laptops und Smartboards ausgestattet.
Mit der bundesweiten Einführung der generalistischen Pflegeausbildung im Jahr 2020 wurde die Ausbildung in der Pflege zukunftsorientiert neu ausgerichtet. Durch neue Ausbildungsinhalte und moderne Lehr- und Lernmethoden soll die Ausbildung zukünftig für junge Menschen noch attraktiver werden. Im Rahmen des aus Landes- und Bundesmitteln finanzierten Programms „KOMPASS.RLP“ erhalten Pflegeschulen seit 2021 Unterstützung und Beratung bei der Umsetzung der generalistischen Pflegeausbildung. So konnte seit der Einführung der neuen Pflegeausbildung ein Anstieg der Ausbildungszahlen um 5,3 Prozent verzeichnet werden. Während im Schuljahr 2020/21 insgesamt 2.294 Auszubildende in das erste Ausbildungsjahr starteten, stieg diese Zahl im Schuljahr 2021/22 auf 2.416 Schülerinnen und Schüler.
Um dem steigenden Bedarf an qualifizierten Hilfs- und Assistenzkräften in der Langzeitpflege gerecht zu werden, wurde auch die Ausbildung in der Krankenpflegehilfe modernisiert. Mit dem Förderprogramm „Assistierte Ausbildung in der Krankenpflegehilfeausbildung“ unterstützt das Land junge Menschen dabei, die Ausbildung erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Bereits in der Modellphase konnten durch sozialpädagogische Beratung und Betreuung Ausbildungsabbrüche erfolgreich verhindert werden.
„Das Berufsfeld der Pflege hat sich in den vergangenen Jahren verändert, dem trägt auch die Fachkräfteinitiative Rechnung. Wir möchten, dass Pflegefachpersonen ihre vielfältigen Kompetenzen und Fähigkeiten noch besser bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten einbringen können. Für eine zukunftsorientierte Berufsfeldentwicklung werden die pflegerischen Vorbehaltsaufgaben und die selbstständige Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten als neues Ziel in die Vereinbarung zur Fachkräfteinitiative aufgenommen. Damit einher geht eine qualitative Stärkung der pflegerischen Versorgung sowie eine Aufwertung der Pflegeberufe“, betonte Schweitzer. Mit der Einführung dieser neuen Tätigkeitsfelder haben Pflegefachpersonen die Möglichkeit, erweiterte Kompetenzen zu erlangen. Dazu gehören etwa das Diabetesmanagement, die Behandlung von Bluthochdruck oder die Versorgung von chronischen Wunden.
Für ein attraktives Arbeitsumfeld in der Pflege müssen viele Hebel in Bewegung gesetzt werden, sagte Regine Schuster, Vorsitzende der PflegeGesellschaft Rheinland-Pfalz. „Um junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege zu gewinnen und vorhandene Kräfte zu halten, müssen die Chancen einer neuen Personalbemessung bestmöglich ausgeschöpft werden. Es ist zudem an der Zeit, der Pflege durch eine echte Entbürokratisierung unnötige Lasten von den Schultern zu nehmen und den Mitarbeitenden mehr Zeit für die wichtigen Aufgaben zu geben. Einrichtungen müssen bei der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Gesundheitsförderung unterstützt werden, auch um gegen den zunehmenden Druck durch Leiharbeit anstehen zu können. Auch Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse müssen optimiert werden. Hier wird die PflegeGesellschaft konstruktiver Partner innerhalb der FQI 2.1 sein“, so Schuster.
Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, begrüßte das neue Handlungsfeld "Digitalisierung und neue Technologien in der Pflege" in der neuen Vereinbarung zur FQI Pflege 2.1. „Durch die Nutzung digitaler Technologien, zum Beispiel im Bereich der Pflegedokumentation, im innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement sowie im Bereich der Robotik und KI, sehen wir Potenziale zur Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Pflege. Die Digitalisierung bietet uns große Möglichkeiten. Diese müssen wir nutzen, um die Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege deutlich und dauerhaft zu verbessern. Wenn es um die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung geht, darf keine Option ungenutzt bleiben", so Mai.
Dr. Christoph Heidrich von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz betonte, dass attraktive Arbeitsbedingungen in der Pflege eng verknüpft sind mit guten Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten. „Die Gesundheit der Pflegefachpersonen soll nicht nur erhalten, sondern auch gestärkt werden. Sie sollen sich sicher sein können, dass sie einen Beruf ausüben, der wertvoll ist und bei dem auch ihre Gesundheit geschützt und geachtet wird. Ziel muss es sein, dass die Arbeit in Zukunft so gestaltet ist, dass sie von allen Pflegenden über den gesamten Erwerbsverlauf gut, gesund, gerne und produktiv bewältigt werden kann. Eine gute Pflege unserer Angehörigen, unserer Freunde und von uns selbst kann nur geleistet werden, wenn die Arbeitsbedingungen in gleichem Maß die physische und psychische Gesundheit nicht gefährden“, erklärte Heidrich.
Tobias Zejewski, Landesbezirksfachbereichsleiter des ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland mahnte weitere Verbesserungen der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in der Pflege an: „Attraktive Arbeitsbedingungen gehen immer auch mit einer attraktiven Vergütung einher. Es muss für junge Menschen wieder attraktiv werden, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen und dann auch in diesem Beruf zu verbleiben. Um Pflegekräfte von Dokumentationspflichten und Bürokratie zu entlasten und ihnen mehr Zeit für ihre Arbeit am Patienten zu verschaffen, ist eine vollumfängliche Digitalisierung zwingend notwendig. Hier setzt die FQI 2.1 bereits wichtige Impulse.“
Die Vereinbarung zur „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.1“ finden Sie hier.