Anlass der sportlichen Begegnung war die Ankündigung Rehlingers, eine Umzugsprämie für Zuzügler ins Saarland einführen zu wollen. Zwischen der Ministerpräsidentin und Alexander Schweitzer entsponn sich daraufhin ein humoriges Twitter-Duell um die jeweiligen Vorzüge der benachbarten Bundesländer. Schließlich einigten Rehlinger und Schweitzer sich darauf, das rhetorische Duell auf den Sportplatz zu verlegen. Auf Einladung Rehlingers traten die beiden dann in den Disziplinen Diskuswerfen und Basketball gegeneinander an. Während Rehlinger beim Diskuswerfen von ihrer sportlichen Vergangenheit profitierte, konnte der mehr als 2,06 Meter groß gewachsene Schweitzer beim Basketball punkten. Dem Duell folgte ein inhaltlicher Austausch vor Vertreterinnen und Vertretern der Presse. Dabei trat die Umzugsprämie als Aufhänger des sportlichen Duells in den Hintergrund. Vielmehr ging es im nachfolgenden Gespräch um mögliche Synergieeffekte für die Nachbarländer Saarland und Rheinland-Pfalz. „Abseits des Sportplatzes sind Alexander Schweitzer und ich alles andere als Konkurrenten. Wir ziehen an einem Strang, weil unsere Bundesländer ähnliche wirtschaftliche Strukturen haben, aber auch viele gemeinsame Stärken. Dahinter verbirgt sich viel Potenzial für länderübergreifende Zusammenarbeit.“
Gemeinsame Projekte mit Rheinland-Pfalz hatte Rehlinger bereits in ihrer Amtszeit als Verkehrsministerin angestoßen, etwa die S-Bahn-Verbindung vom saarländischen Homburg ins rheinland-pfälzische Zweibrücken. Sie wurde im Juli 2020 beschlossen und befindet sich derzeit in der Umsetzung. Weitere grenzüberschreitende Verkehrsthemen seien ebenfalls in der Umsetzung, kündigte die Ministerpräsidentin an. Man wolle die vielfältigen Themen zum Ausbau der Schieneninfrastruktur im Südwesten länderübergreifend besprechen, sagte Rehlinger, etwa bei einem Schienengipfel. „Viele Menschen pendeln täglich an vielen Stellen über die saarländisch-rheinland-pfälzische Grenze“, so Rehlinger. „Wir wollen nicht nur dafür sorgen, dass das Angebot stimmt, sondern den ÖPNV auch klimafreundlicher machen. Dazu gehört auch, grenzüberschreitende Strecken zu elektrifizieren, wie etwa die Nahestrecke. Das Thema ÖPNV bietet da viele Anknüpfungspunkte.“ Synergieeffekte sieht sie auch im grenzüberschreitenden Tourismus. „Ein touristisches Highlight, das nicht nur einen wertvollen Beitrag zum Binnentourismus leistet, sondern auch Wertschöpfung in die gesamte Region rund um das nördliche Saarland und das südliche Rheinland-Pfalz bringt, ist der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Aber auch den grenzüberschreitenden Radtourismus wollen wir gemeinsam ausweiten“, so Rehlinger.
Arbeitsminister Schweitzer hob hervor, dass beide Bundesländer ähnliche Herausforderungen zu meistern haben. „Der Wandel der Arbeitswelt betrifft uns alle – unabhängig von Ländergrenzen. Dabei ist es Rheinland-Pfalz und dem Saarland daran gelegen, Beschäftigte und Unternehmen zu unterstützen, damit sie als Gewinner aus der Transformation hervorgehen.“ Hierbei sei es das Ziel, von gegenseitigen Ansätzen zu lernen und weiter im Austausch zu bleiben. „Es geht um einen gemeinsamen Lebensraum, in dem Tausende Menschen in einem Bundesland zufrieden wohnen und jeden Tag ins andere Bundesland pendeln, wo sie zufrieden arbeiten.“ Gerade beim Erhalt von Arbeitsplätzen oder bei der Förderung von Weiterbildungen sei es wichtig, dass beide Landesregierungen an einem Strang ziehen.
Als Beispiel funktionierender Zusammenarbeit nannte Schweitzer dabei das „Regionale Zukunftszentrum für KI und digitale Transformation (RZzKI)“, das vom Bund gefördert wird und an dem sich beide Länder beteiligen. Dieses ist als länderübergreifendes Projekt für Rheinland-Pfalz und das Saarland angelegt. Unternehmen und Beschäftigte werden zum Thema Digitalisierung beraten. Gleichzeitig profitieren sie von kostenlosen Qualifizierungsangeboten, die sie bei der Einführung von KI-Technologien unterstützen. Berührungspunkte gebe es darüber hinaus über regelmäßige Kontakte zwischen den Arbeitsministerien, der Zusammenarbeit mit der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, der Bundesagentur für Arbeit und Gewerkschaften, die für beide Bundesländer zuständig sind. Im Zuge der Digitalisierung hob Schweitzer hervor, dass das funktionierende Modell der Online-Wache von Rheinland-Pfalz und dem Saarland nun von immer mehr Ländern übernommen und bundesweit zur Verfügung gestellt werde. „Das zeigt beispielhaft, wie Bundesländer gegenseitig von guten Ideen profitieren können“, betonte Schweitzer.
Nicht zuletzt war das sportliche Duell auch Aufhänger für mögliche Kooperationen im Hinblick auf Olympia 2024, auf die Anke Rehlinger setzt. „Hier können wir nicht nur als Standorte für Spitzensport an einem Strang ziehen, sondern auch im Hinblick auf Unterbringung oder touristische Angebote.“
Alexander Schweitzer betonte: „Ich bedanke mich bei der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger für die Einladung zu dem sportlichen Duell. Beim nächsten Mal laden wir gerne ins schöne Rheinland-Pfalz ein und überzeugen sie von den vielen Vorzügen unseres Bundeslandes. Der Tag hat vor allem verdeutlicht, wie freundschaftlich wir miteinander verbunden sind und wie geschlossen wir daran arbeiten, gemeinsame Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel strebe ich einen engeren Austausch an, weil wir für die grenznahen Regionen miteinander Lösungen finden sollten.“
Abschließend sagte Rehlinger: „Auch, wenn wir uns heute mit einem Augenzwinkern sportlich miteinander gemessen haben: Die Fachkräftefrage ist für die ganze Region, aber insbesondere für das Saarland, ein wachsendes Problem. Damit wir als attraktiver Standort wahrgenommen werden, braucht es einen Mehrklang aus attraktiven Arbeitsplätzen, familienfreundlichen Dörfern und Städten, ein gelungenes Freizeit- und Kulturangebot, aber auch einen gut funktionierenden ÖPNV. Manches davon klingt schon etwas lauter, anderes noch leiser. Aber es klingt nicht schlecht. Das müssen wir selbstbewusster auch nach außen tragen. Ich glaube, mit der Ankündigung einer Umzugsprämie habe ich jedenfalls nicht schlecht getrommelt. Ich habe das nötige Selbstbewusstsein, weil ich weiß, was unser Saarland kann. Und ich freue mich darauf, gemeinsam mit unseren Nachbarn daran zu arbeiten, dass unser Potenzial weiter wächst.“
Einen Sieger konnten die beiden Politiker nicht unter sich ausmachen. Rehlinger gewann wie zu erwarten bei Diskus, im Basketball warf Schweitzer die meisten Körbe.