Das Land fördert aktuell 215 Projekte aus Landes- und Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus. Alleine im Jahr 2022 stehen insgesamt rund 25,3 Millionen Euro aus Arbeitsmarktmitteln des Landes zur Verfügung. Den Agenturen für Arbeit und Jobcentern in gemeinsamer Trägerschaft in Rheinland-Pfalz stehen in diesem Jahr 106,3 Millionen Euro zur Förderung von Weiterbildungen zur Verfügung. Hinzu kommen 74,4 Millionen Euro für die Ausbildungsförderung.
„Wir stehen vor vielseitigen Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam stellen“, sagte Schweitzer. „Auf der einen Seite gibt es weiterhin einen hohen Bedarf an Fachkräften und die Notwendigkeit der Unternehmen und Beschäftigten, sich für die Digitalisierung der Arbeitswelt sowohl unternehmerisch als auch fachlich auf den laufenden Stand zu bringen. Gleichzeitig gibt es auf der anderen Seite Menschen, die große Schwierigkeiten haben, überhaupt einen Fuß in die Tür eines Unternehmens zu bekommen und viele Jahre auf Leistungen des Jobcenters angewiesen sind“, so der Minister. Aufgrund der vielseitigen Herausforderungen sei es umso wichtiger, dass das Land und die Bundesagentur für Arbeit sich aufeinander abstimmen und mit verzahnten Angeboten die rheinland-pfälzische Arbeitsmarktpolitik gestalten.
Heidrun Schulz hob die Bedeutung von Weiterbildungen hervor und belegte dies mit Zahlen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung habe untersucht, wie sich der fortschreitende technologische Wandel auf die Arbeitswelt auswirken werde. Hierzu wurde das Substituierbarkeitspotenzial der Berufe berechnet, das heißt der Anteil der Tätigkeiten in einem Beruf, der bereits heute von Computern und computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnte, betonte Schulz.
So ist in Rheinland-Pfalz der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in einem Beruf mit hohem Substituierbarkeitspotenzial arbeiten, vom Jahr 2016 bis zum Jahr 2019 um 9,2 Prozentpunkte auf 36,1 Prozent gestiegen ist. Dabei handelt es sich um Berufe, in denen mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnten. Arbeiteten im Jahr 2016 noch 366 400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in diesen Berufen, so waren es 2019 bereits 517 400.
„Diese Daten belegen eindeutig wie sehr die Arbeitswelt bereits im Wandel ist und weiter sein wird. Für Unternehmen und Beschäftigte wird es zunehmend wichtiger, sich ein Bild über die Entwicklung im jetzigen Tätigkeitsfeld und möglichst zukünftiger Geschäftsfelder zu machen. Damit gewinnt die Qualifizierung noch mehr Gewicht. Die darauf spezialisierten Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsagenturen stehen im engen Schulterschluss mit weiteren Akteuren an den lokalen Arbeitsmärkten für Beratungen in diesem Kontext zur Verfügung“, sagte Heidrun Schulz.
Die Förderinstrumente der Bundesagentur für Arbeit werden durch die Landesregierung über landeseigene Förderansätze und Instrumente aus dem Europäischen Sozialfonds Plus sowie durch arbeitsmarktpolitische Mittel des Landes jeweils dort flankiert, wo ein ergänzender Bedarf besteht oder Ansätze modellhaft erprobt werden. Die Bundesagentur für Arbeit bringt ihre Kernkompetenzen umfassend bei der Beratung und Vermittlung von Arbeitslosen, Beschäftigten und Arbeitgebern ein.
Zu den Projekten, die das Land fördert, gehört beispielsweise der Förderansatz Jobaction. Dieser fördert junge Menschen unter 30 Jahren, die sich weder in Schule noch in Ausbildung befinden und besonderen Unterstützungsbedarf über kreative Projektarbeit motiviert und aktiviert werden sollen. In einem Theaterprojekt können die Teilnehmenden wählen, ob sie als Schauspieler fungieren, sich beim Kulissenbau ausprobieren oder bei einem nachhaltigen Catering unterstützen möchten.
Darüber hinaus fördert das Land weiterhin seit Jahren bewährte Projekte – wie das Bedarfsgemeinschaftscoaching, das sich an Langzeitleistungsbeziehende im SGB II richtet. Es zeichnet sich vor allem durch aufsuchende Arbeit aus und betreut und begleitet alle Mitglieder einer Familie. Ziel ist hier vor allem die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit, um so mittel- bis langfristig eine Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Über die geplanten Projekte hinaus gingen Schweitzer und Schulz auf laufende Herausforderungen ein. Trotz der bisherigen Auswirkungen des Angriffskriegs gegen die Ukraine, den Unsicherheiten hinsichtlich der Pandemieentwicklung im Herbst und der weiterhin bedrückenden Situation im Ahrtal nach der Flutkatastrophe 2021 sei der rheinland-pfälzische Arbeitsmarkt aktuell robust, betonten sie. „Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befindet sich in Rheinland-Pfalz mit 1,48 Millionen Beschäftigten auf hohem Niveau. Die Nachfrage der Unternehmen nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist nach wie vor ungebrochen. Im August 2022 zählten wir 48 200 offene Arbeitsstellen. Das waren 7 300 Stellen oder 17,7 Prozent mehr als im Vorjahr“, berichtet Heidrun Schulz.
Schweitzer hob hervor: „Das hier vorliegende Arbeitsmarktprogramm 2022-2027 ist selbstverständlich nicht als abgeschlossenes Produkt zu betrachten. Wir sind stetig im Kontakt miteinander, um Bedarfe zu identifizieren und bei akuten Schwierigkeiten unterstützend einzugreifen, wie es beispielsweise bei den Coaching-Projekten und dem Aufbau-Ahr Projekt im Ahrtal oder dem Beschäftigungspiloten für ukrainische Geflüchtete der Fall war“, betonte Schweitzer abschließend.
Die Online-Broschüre „Initiativen zur Arbeitsmarktintegration 2022-2027“ finden Sie hier.
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