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Schweitzer: Sozialstaat muss Einsamkeit wirksam bekämpfen – Fachtag befasst sich mit Wegen aus der Einsamkeit

Einsamkeitsgefühle sind in der Gesellschaft weit verbreitet. Jeder oder jede Sechste in Deutschland fühlt sich oft einsam. Über sozialpolitische Ansätze zur Bekämpfung von Einsamkeit diskutierten heute in Mainz Expertinnen und Experten aus den Bereichen Sozialarbeit, Psychologie, Gesundheitswesen und Politik beim gemeinsamen Fachtag des Sozialministeriums und der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz. Ziel des Fachtags ist es, den Wissensaustausch zum Thema Einsamkeit zu fördern und gemeinsam neue Wege zu finden, wie sozialer Isolation effektiv entgegengewirkt werden kann. Der Fachtag findet im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche der Bundesregierung „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ vom 17. bis 23. Juni 2024 statt.

„Einsamkeit ist eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Die Bekämpfung von Einsamkeit gehört daher auf die sozialpolitische Agenda. Jede Maßnahme gegen Einsamkeit fördert den sozialen Zusammenhalt. Um Betroffenen Wege aus der Einsamkeit zu weisen, wollen wir in Rheinland-Pfalz neue und innovative Ansätze entwickeln und bewährte Strategien zur Bekämpfung von Einsamkeit ausbauen“, erklärte Sozialminister Alexander Schweitzer.  

„Einsamkeit ist keine individuelle Schwäche, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir gemeinsam begegnen müssen. Wohlfahrtsverbände setzen sich von ihrem Selbstverständnis her dafür ein, dass niemand alleine gelassen wird, dass Teilhabe für alle Menschen möglich sein muss und jeder die Unterstützung erhält, die er braucht. Dafür brauchen wir gute Rahmenbedingungen, um Angebote und Maßnahmen nicht isoliert, sondern zielgerichtet an die verschiedenen Gruppen zu adressieren. Von daher kann Einsamkeit als ein individuelles Problem struktureller Gegebenheiten betrachtet werden. Isolation, Armut, mangelnde Mobilitätsmöglichkeiten, aber auch die Wohnsituation können Einsamkeit begünstigen. Hier sind wir als Gesellschaft gefordert, entsprechend zu reagieren. Wir freuen uns, dass wir mit dem Sozialministerium mit der heutigen Veranstaltung einen Auftakt machen können“, sagte Regine Schuster, Vorsitzende der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz.

Betroffen von Einsamkeitsgefühlen sind Menschen in allen Altersgruppen und unterschiedlichsten Lebenslagen. Armut und Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Beeinträchtigungen, Fluchterfahrung, Care Arbeit oder Pflegebedürftigkeit können zu einem Mangel an sozialen Beziehungen und Einsamkeitsbelastungen führen. Das persönliche Einsamkeitsempfinden und die Auswirkungen von Einsamkeit können dabei von Person zu Person unterschiedlich ausfallen.

„Wir wissen inzwischen, dass soziale Isolation und Einsamkeitsbelastungen nicht selten zu einer schlechteren psychischen und physischen Gesundheit führen und die politische Entfremdung in unserer Gesellschaft befördern. In Rheinland-Pfalz erarbeiten wir daher eine ressortübergreifende Strategie, um die Ursachen und Folgen von Einsamkeit wirksam zu bekämpfen. Unser Ziel ist es, für individuelle Einsamkeitsbelastungen zu sensibilisieren und konkrete Maßnahmen und Angebote zu entwickeln, die Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit erreichen“, erklärte Schweitzer.

„In Rheinland-Pfalz haben wir bereits zahlreiche Ansätze entwickelt, die dazu beitragen, Menschen aus der sozialen Isolation zu holen. Unser Landesprogramm Gemeindeschwesterplus wirkt nachweislich gegen Einsamkeit hochbetagter Menschen. Die Digital-Botschafterinnen und Digital-Botschafter helfen dabei, älteren Menschen den oft schwierigen Zugang zu digitalen Medien zu erleichtern. Gemeinschaftliche Wohnprojekte und lebendige Nachbarschaften fördern die soziale Teilhabe und das Miteinander der Generationen in Städten und Gemeinden. Mit ihren starken haupt- und ehrenamtlichen Strukturen tragen insbesondere die Wohlfahrtsverbände in Rheinland-Pfalz durch wohnortnahe und niedrigschwellige Angebote dazu bei, zurückgezogene und alleinstehende Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen zu erreichen. An diese erfolgreichen Beispiele möchten wir mit unserer Strategie gegen Einsamkeit anknüpfen. Ich danke allen Teilnehmenden des heutigen Fachtags für ihre wertvollen Impulse, die wir in die weitere Strategieentwicklung einfließen lassen werden“, so der Minister.

Um passgenaue Angebote für alle von Einsamkeit Betroffenen zu entwickeln, brauche es insbesondere eine systematische Zielgruppen- und Ursachenanalyse, betonte der Minister. Das durch die Bundesregierung vorgelegte Einsamkeitsbarometer liefere hierzu wichtige Erkenntnisse für die rheinland-pfälzische Strategie gegen Einsamkeit, so der Minister.  

Im Rahmen des gemeinsamen Fachtags konnten mehr als 70 Praktikerinnen und Praktiker ihre Expertise und Erfahrungen einbringen. In einem Impulsvortrag referierte Dr. Anne Deremetz vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) über Ursachen und Handlungsfelder von Einsamkeit. Welche politischen Lösungen der moderne Sozialstaat für die Bekämpfung von Einsamkeit entwickeln muss und wie soziale Arbeit im Kontext der Einsamkeit gestärkt werden muss, wurde im Rahmen von zwei Paneldiskussionen erörtert.

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