Wege, die in die Überschuldung führen, sind vielfältig. Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung, Krankheit, Unfall und gescheiterte Selbständigkeit sind die häufigsten Ursachen. Zur materiellen Belastung kommen nicht selten soziale, psychische, familiäre und gesundheitliche Probleme hinzu. Menschen, die ihre laufenden Zahlungsverbindlichkeiten mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Einkommen oder Vermögen nicht mehr begleichen können, erhalten Hilfe bei Schuldnerberatungen. Rheinland-Pfalz verfügt über eine qualitativ hochwertige Beratungsstruktur, die neben finanzieller, rechtlicher und haushaltswirtschaftlicher Beratung auch psychosoziale Betreuung leistet.
Um die Beratungsarbeit zu unterstützen, lud das Sozialministerium gemeinsam mit dem Schuldnerfachberatungszentrum an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung Rheinland-Pfalz und der LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz zu der jährlich stattfindenden Fachtagung ein. Unter dem Titel „Schuldner- und Insolvenzberatung und Existenzsicherung im Wandel der Beratungspraxis“ standen in diesem Jahr Fragen zur Bedeutung der Krisenintervention, das heißt des Schutzes der Ratsuchenden vor existenzbedrohenden Maßnahmen, sowie Fragen zum Nutzen und zu den Herausforderungen sozialer Schuldnerberatung im Mittelpunkt.
Im Rahmen des Beteiligungsprozesses „Armut begegnen – gemeinsam handeln“, den die Landesregierung im letzten Jahr gestartet hat, besuchte die Ministerin unter anderem auch eine Schuldnerberatungsstelle und konnte sich vor Ort ein eindrückliches Bild der wichtigen Arbeit machen, die die Fachkräfte Tag für Tag leisten: „Die Schuldner- und Insolvenzberatung ist ein unverzichtbarer Bestandteil sozialer Arbeit. Der Landesregierung ist die systematische und verlässliche Unterstützung überschuldeter Menschen ein wichtiges Anliegen“, so die Ministerin. Rheinland-Pfalz sei sich dieser Verantwortung bewusst. Aus diesem Grund fördert das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie dieses Jahr insgesamt 70,21 Vollzeitstellen in der Schuldnerberatung in Höhe von insgesamt 1,9 Millionen Euro.
„Aktive Hilfen bei Schulden bieten die vielen Beratungsstellen vor Ort. Leider finden Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten oft den Weg in die Beratung nicht“, betonte Detlef Placzek, Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung in seinem Schlusswort der Fachtagung. „Diese Menschen finden landesweit Unterstützung in 19 stationären Einrichtungen mit insgesamt 433 Plätzen. Mit dem Ziel, das Leben am Rande der Gesellschaft abzuwenden. Durch Beratung und persönliche Betreuung werden wichtige Grundsteine für ein selbständiges Leben gelegt. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, eine eventuell vorhandene Schuldenproblematik zu bewältigen“, so Placzek.
Im Jahr 2016 wurden insgesamt 21.973 Personen in den Schuldnerberatungsstellen in Rheinland-Pfalz beraten. Die dort tätigen Fachkräfte bieten unentgeltliche Unterstützung bei der Klärung und Bewältigung von Überschuldungssituationen an. In Rheinland-Pfalz sind 63 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen (ohne für die Glücksspielsucht zuständigen Stellen) als geeignete Stellen im Verbraucherinsolvenzverfahren anerkannt. Hiervon werden 53 Beratungsstellen aus Landesmitteln gefördert. Damit liegt Rheinland-Pfalz bundesweit unverändert in der Spitzengruppe der Länderförderungen (auf die Einwohnerzahl bezogen).
Darüber hinaus fördert das Ministerium das Schuldnerfachberatungszentrum an der Universität Mainz mit Landesmitteln in Höhe von 212.000 Euro. Die Forschungs- und Dokumentationsstelle für Verbraucherinsolvenz und Schuldnerberatung, kurz: Schuldnerfachberatungszentrum (SFZ), unterstützt die anerkannten Schuldnerberatungsstellen in Rheinland-Pfalz und stellt zahlreiche Informationen zum Thema bereit.
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