Forum 2 „Mobilität der Mitarbeitenden – Gesundheitsförderung und Klimaschutz“

Datum: Donnerstag, 18. Januar 2024

Das Umweltbewusstsein und die Gesundheit der Mitarbeitenden gewinnen in der Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. Das zweite Forum widmete sich der Frage, wie betriebliche Mobilität die Gesundheit fördern, das Klima schonen, und Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit erfüllen kann. Die Verknüpfung von betrieblicher Mobilität, Gesundheit und Klimaschutz bildet eine ganzheitliche Strategie, die sowohl das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördert, als auch einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Dies eröffnet neue Perspektiven für Unternehmen, um soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit zu stärken. 

In Rheinland-Pfalz pendeln täglich knapp 1,3 Mio. Einwohnende zu ihrem Arbeitsplatz. Nur sieben Prozent der Berufspendelnden nehmen Bus und Bahn für den Weg zur Arbeit, das Fahrrad wird nur von fünf Prozent der Pendelnden genutzt. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Förderung von Pendeln mit ÖPNV oder Fahrrad können Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zu Klimaschutz und Gesundheit leisten. Warum insbesondere Radfahren eine effiziente Methode des Klimaschutzes ist, stellte Jürgen Schultheis, Clustermanager Mobility im House of Logistics & Mobility (HOLM) in seiner Keynote dar. So könnten mit dem Fahrrad 160 Gramm CO2-Emissionen pro Personenkilometer gegenüber dem PKW eingespart werden. Berufspendlerinnen und Berufspendler, die täglich 5 km mit dem Rad zur Arbeit und zurück fahren, sparten sogar 300 Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr ein. Ein Bewusstseinswandel in der Bevölkerung im Hinblick auf den Umstieg vom Auto z. B. auf das Fahrrad könne somit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Wie die Verzahnung von Betrieblichem Mobilitätsmanagement, BGM und Klimaschutz in der Praxis funktionieren kann, wurde in acht Praxisimpulsen vertieft:

Im Forschungsprojekt „PendelLabor“ des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE), der Technischen Universität Dortmund, der ivm GmbH und der Hochschule Rhein-Main, wurde erforscht, wie das Pendeln zwischen Stadt und Region unter Einbeziehung der sich aktuell stark verändernden gesellschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen verträglicher gestaltet werden kann. Die Art des Pendelns wird dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst: Entfernungen und Erreichbarkeit, Infrastruktur, Kosten, Arbeitszeitflexibilität und das Umweltbewusstsein der Beschäftigten. Pendelgewohnheiten und die Art des Pendels wie Berufs- und Studentenpendeln beeinflussen nicht nur das individuelle Leben der Pendelnden, sondern haben auch breite Auswirkungen auf die Umwelt. Durch die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, flexiblen Arbeitsmodellen und städtischen Planungen für kurze Wege, lässt sich Pendelmobilität nachhaltiger gestalten. Das betriebliche Mobilitätsmanagement nimmt dabei eine wichtige Rolle ein. Am effizientesten haben sich hierbei unternehmensseitige Angebote wie ÖPNV-Tickets und Fahrrad-Leasings erwiesen.

Über 60 Prozent aller Kraftfahrzeuge sind in Deutschland auf gewerbliche Nutzer zugelassen und gelangen später in den Gebrauchtwagenmarkt. Die jährliche Fahrleistung von Dienstwagen ist dabei fast doppelt so hoch wie diejenige von Privatwagen. Der aktuelle CO2-Emissionsausschuss von Dienstwagen liegt dabei deutlich über dem aktuellen EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2/Kilometer. Im Projekt „MobilityPolicy“ von B.A.U.M. e.V. wurden Lösungsansätze entwickelt, die aufzeigen, wie Mobilität in Unternehmen durch die Erarbeitung von Fuhrpark- und Reiseregelungen bis hin zu nachhaltigen Mobilitätsrichtlinien nachhaltig gestaltet werden kann. Somit sollten Unternehmen ihre eigenen Handlungsspielräume erkennen und im Sinne der Nachhaltigkeit gestalten.

Das Unternehmen Prior1 hat sich mit seinem Mobilitätskonzept auf den Weg gemacht, die CO2-Ausstöße des Unternehmens schrittweise zu reduzieren. So haben die Mitarbeitenden des Unternehmens die Möglichkeit, unbegrenzt im Homeoffice zu arbeiten. In den letzten Jahren wurden 25 E-Bikes verschenkt und das Jobrad-Leasing eingeführt, ergänzt um das Angebot, ein ÖPNV-Ticket zu nutzen. Das Unternehmen hat ein Prämiensystem aufgebaut, welches die Mitarbeitenden motivieren soll, auf das Fahrrad umzusteigen. Weitere Anreize gibt es für Mitarbeitende, die komplett auf den Firmenwagen verzichten. Seit diesem Jahr werden im Unternehmen nur noch Elektro-Autos genutzt. Europaweite Flugreisen werden seit 2018 nur noch in Ausnahmefällen durch die Geschäftsführung genehmigt.

Welche Potenziale nachhaltige Mobilität in Handwerksberufen bietet, erprobt die Schlosserei Spohner in Frankfurt am Main. Das Familienunternehmen stellt Mitarbeitenden Fahrräder, E-Bikes, Lastenräder mit Sonderumbauten für betriebliche Fahrten zur Kundschaft zur Verfügung, um Termine, die nicht viel Material benötigen, klimafreundlich und gesund zu bestreiten. Aus Sicht des Unternehmens sei dabei besonders wichtig, Mitarbeitende von Beginn an in die Veränderungen einzubeziehen und sie zu motivieren.

Im Rahmen des Projekts „Rikschafahrten“ des Malteser Hilfsdiensts in Mainz wird Seniorinnen und Senioren mithilfe von E-Motorengestützten Lastenrädern die Teilhabe am aktiven Leben ermöglicht.

Um Programme klimaneutral zu produzieren, setzt das ZDF auf Green-Production. Ein zentraler Baustein ist dabei die Mobilitätsplanung. Das ZDF-Mobilitätskonzept wurde im Jahre 2020 eingeführt und findet im Unternehmen hohe Akzeptanz. Von großer Bedeutung ist dabei die logistische Planung, auch unter Berücksichtigung von Arbeitsschutz und Unfallverhütung. Maßnahmen sind unter anderem Fahrgemeinschaften bei Produktionen oder der Transport von Materialien durch Materialbeschaffungen am Produktionsort. Statt mit dem Dienstwagen reise die zuständige Redaktion überwiegend mit der Bahn an.

Kurze Wege für Mitarbeitende und weniger Emissionen: Um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen und das Klima zu schützen, hat der Handwerksbetrieb Leisenheimer - Die Malerwerkstätte in Windesheim den Radius eingeschränkt, in welchem Kundenaufträge angenommen werden. Aktuell beträgt die durchschnittliche Fahrtzeit zum Kunden ca. 10 Minuten, was sich positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden und auf den Klimaschutz auswirkt. Das Unternehmen versucht zudem, die Autos mit möglichst vielen Mitarbeitenden zu besetzen, um Strecken zu sparen.

Eine neue Mobilität braucht Mobilitätsmanagerinnen und Mobilitätsmanager, welche für das Koordinieren von betrieblicher Mobilität im Unternehmen qualifiziert sind und nachhaltige Mobilitätskonzepte entwickeln. Im Rahmen der IHK-Weiterbildung „Betrieblicher Mobilitätsmanager*in“ erhalten die Teilnehmenden eine Einordnung der Einzelmaßnahmen, die es in jedem Betrieb gibt, eine Zusammenführung der Einzelmaßnahmen zu einem Gesamtkonzept sowie eine Orientierung zur dauerhaften Umsetzung der Maßnahmen.