„Ich freue mich, dass wir mit dem erstmals vergebenen Preis unter dem Motto ,Unterricht INKLUSIV - Preis zur inklusiven Unterrichtsgestaltung an Schwerpunktschulen‘ ganz praktisch aufzeigen konnten, dass das gemeinsame Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern nicht nur möglich ist, sondern auch schon an vielen Schulen in Rheinland-Pfalz mit sehr kreativen Unterrichtseinheiten praktiziert wird“, erklärte Ottmar Miles-Paul. Möglich wurde die Preisverleihung dank der Unterstützung durch das Förderprogramm „barrierefrei, inklusiv & fair“ der Sparda-Bank-Stiftung. Für Andreas Manthe von der Sparda-Bank Südwest eG ist das gemeinsame Aufwachsen und Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen eine wichtige Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft. „Ich bin froh, dass wir hier helfen können“, so Manthe.
Den Initiatoren des Unterrichtspreises ging es darum, die Weiterentwicklung der Schulen auf dem Weg zu schulischer Inklusion zu unterstützen und dazu gute Beispiele aus der Praxis aufzuzeigen. „Denn es ist unbestritten: Gute Praxisbeispiele sind ein wichtiger Motor und Initiator für Entwicklungen in Schule und Unterricht, die in die Breite wirken. Die eingereichten Unterrichtsbeispiele haben dies exemplarisch dargestellt und veranschaulichen den Entwicklungsprozess an Schwerpunktschulen“, erklärte Staatssekretärin Vera Reiß.
Die Ausschreibung des Schulpreises „Unterricht INKLUSIV“ erfolgte in drei Handlungsfeldern, denen bei der Entwicklung des inklusiven Unterrichts besondere Bedeutung zukommt: Teamarbeit, Elternarbeit und Verankerung sonderpädagogischer Kompetenz. Der größte Teil der Beiträge widmet sich dem Themenbereich „Teamarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen“. „Eine vorbildliche Kooperationskultur an Schulen ermöglicht es, Fachwissen von unterschiedlichen Personen und Berufsgruppen für alle Schülerinnen und Schüler gewinnbringend im Unterricht einzusetzen“, so Vera Reiß. Die Jury hat die Beiträge daher vor allem auch im Hinblick darauf gewürdigt, wie an der jeweiligen Schule Strukturen erarbeitet beziehungsweise etabliert wurden, wie Haltungen entwickelt und im Lehrerteam verankert wurden, die geeignet sind, nachhaltig inklusives Denken und inklusiven Unterricht zu unterstützen. „Ich danke der Jury, in der - unter dem Vorsitz des Landesbehindertenbeauftragten - Frau Kultschak-Etges und Frau Wabra für den Bereich ,Selbsthilfe‘, Herr Barthen, Frau Ernst und Frau Schaub für die Schulaufsicht und Herr Manthe für die Sparda-Bank als Stifterin des Preisgeldes mitgewirkt haben, für ihre Arbeit und für die Würdigung der ausgezeichneten Beiträge“, so Vera Reiß bei der Preisverleihung.
Ausgezeichnet wurden folgende Schulen mit einem Preisgeld von jeweils 2.000 Euro:
Pestalozzischule, Eisenberg (Pfalz)
„Schule als Team“ ist ein zentrales Schlagwort, das sich die Pestalozzischule in Eisenberg auf die Fahnen geschrieben hat. Sie hebt die wichtigste Bedingung für eine gelingende Teamarbeit hervor, nämlich durchdachte Kommunikations- und Kooperationsstrukturen. Die Unterrichtseinheit „Till Eulenspiegel“ zeigt dies eindrucksvoll auf und beeindruckt durch den Teamgedanken, der sowohl in der Gestaltung, Planung, fachlichen Abstimmung und Reflexion des Unterrichts als auch in der Leitungsebene erkennbar ist: Schülerinnen und Schüler arbeiten in Teams und als Gruppen im Unterricht. Und alle in einer Klasse tätigen Kräfte arbeiten als Klassenteam zusammen. Aus den Klassenteams einer Lernstufe wird das Stufenteam gebildet, und auch Schulleitung und Verwaltung organisieren sich als Team.
Grundschule Thomas-Mann-Schule, Zweibrücken
Der Beitrag im Handlungsfeld „Elternarbeit“ befasst sich mit der von Schulen als schwierig angesehenen Aufgabe der sachgerechten Beteiligung der Eltern. Am Beispiel der „Inszenierung eines Stabpuppenspiels“ wird anschaulich dargestellt, wie ein Weg zur Einbeziehung von Eltern in kleinen Schritten begonnen wurde, um Partizipation sowohl der Eltern der Integrationskinder als auch der nicht-behinderten Kinder systematisch zu begründen, damit sie dauerhaft und bereichernd am Schulleben mitwirken können. Die Schule sieht ihre Aufgaben darin, bei jeder sich bietenden Gesprächsgelegenheit ihr Interesse an der Mitarbeit aller Eltern zu betonen und zu ermöglichen.
In einem zweiten Beitrag der Thomas-Mann-Schule wird im Handlungsfeld „Teamarbeit“ am Beispiel der Unterrichtseinheit „Wiese“ deutlich, dass neben der persönlichen Haltung und Verantwortlichkeit der Lehrkräfte für alle Schülerinnen und Schüler klare Planungs- und Kommunikationsstrukturen wichtig sind. Als Strukturen werden Teamtreffen, Beobachtungsbögen, Wochenpläne und Förderpläne beschrieben, die es Lehrkräften ermöglichen, sich auf einen individuellen, passgenauen Unterricht zu konzentrieren und die dazu beitragen, starre Rollenverteilungen zwischen den Lehrkräften aufzulösen.
Integrierte Gesamtschule Koblenz
Der Beitrag der Integrierten Gesamtschule Koblenz bezieht sich auf die Teamarbeit innerhalb einer Klassenstufe und erläutert anhand der Unterrichtseinheit „Balladen“ anschaulich, wie Einsatz und Verankerung sonderpädagogischer Fachkompetenz an dieser Schule gelingen. Das verankerte Unterrichtsprinzip der Binnendifferenzierung durch heterogene Tischgruppen wird auch für die Gestaltung des inklusiven Unterrichts genutzt. Es ermöglicht leistungsheterogenen Schülergruppen das Lernen am gleichen Thema auf unterschiedlichem Niveau, ohne dazu leistungshomogene Gruppen zu bilden. Die Einbeziehung auch der Fachlehrkräfte gelingt und führt zu einer Haltung der Lehrkräfte zu Heterogenität, die sich auch im Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander spiegelt: Das „Helfersystem“, bei dem leistungsstarke Schülerinnen und Schüler leistungsschwächeren helfen, prägt den Unterricht, unterstützt den Erwerb sozialer Kompetenzen, stärkt das Lernen am Modell und ermöglicht individuelle Lernfortschritte.
Sonderpreise erhielten folgende Schulen:
Grundschule Gau-Odernheim
Mit dem Beitrag „Wir erstellen eine Sachunterrichtsbox zum Thema „Raum“ ist es der Grundschule Gau-Odernheim in außerordentlicher Weise gelungen, eine Form des offenen Unterrichts zu entwickeln, die die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich des Alters und der Fähigkeiten und Fertigkeiten aufgreift und ihre Lernmotivation fördert. Die Schülerinnen und Schüler wählen selbstständig Teilthemen und arbeiten in Einzel- oder Partnerarbeit auf unterschiedlichen Niveaustufen mit gleichwertigen Angeboten.
Grundschule am Sonnenberg, Alsheim
Die Arbeit an einem Thema auf unterschiedlichem Niveau und auch mit unterschiedlichen Lernzielen wird von der Grundschule am Sonnenberg aus Alsheim anhand der Arbeit mit dem Buch „Ben liebt Anna“ von Peter Härtling dargestellt. Der Beitrag zeigt: Hier wird Heterogenität der Schülerschaft als Bereicherung und Chance begriffen, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Arbeitsergebnissen und Präsentationen hervorbringt und die sozialen Kompetenzen des Einzelnen in der Gesamtgruppe stärkt.
Maler-Becker-Schule, Grundschule Mainz
Anhand einer Unterrichtseinheit zum Thema „Förderung des Wahrnehmungsvermögens“ zeigt die Maler-Becker-Grundschule aus Mainz auf, wie vielseitig schon in der 1. Klasse auf heterogene Ausgangslagen eingegangen werden kann und auch muss. Die Schule belegt, dass dies zum Vorteil aller beteiligten Schülerinnen und Schüler - ob mit, ob ohne Behinderung - ist und betont das selbstverantwortete Lernen der Schülerinnen und Schüler.
IGS Contwig
Die Unterrichtseinheit „Unser Sonnensystem“ der IGS Contwig veranschaulicht, wie sich Schülergruppen ein Thema teils kooperativ, teils exklusiv erarbeiten und wie sich die erarbeiteten Ergebnisse mit den Beiträgen der Mitschülerinnen und Mitschüler in der abschließenden Präsentation zu einem Ganzen ergänzen - von dem alle gemeinsam profitieren. In dem Beitrag wird deutlich, wie dies durch gute Vorbereitung und Planung unter Einbeziehung der fachlichen Kompetenzen aller Lehrkräfte gelingen kann.
Realschule Plus, Dahn
Die Realschule Plus aus Dahn stellt in ihrem Beitrag „Vom Modell zur Karte“ die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund und legt besonderen Wert auf eine differenzierte Analyse der Lernstände. Die Arbeitsergebnisse aller Schülerinnen und Schüler ergänzen sich und bauen aufeinander auf. Dabei erfahren besonders die Integrationsschülerinnen und Integrationsschüler eine Wertschätzung ihrer Ergebnisse.