Modellprojekt soll Situation von demenzkranken Menschen verbessern

Menschen pflegen

Nr. 115-4/03

Die Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz ist eine Säule der Qualitätsoffensive ?Menschen pflegen? von Sozialministerin Malu Dreyer. Gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) Rheinland-Pfalz führt das Sozialministerium ein Modellprojekt durch, um stationäre Einrichtungen bei der besonders schwierigen Aufgabe der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz zu unterstützen. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren sollen geeignete Versorgungskonzepte in speziell ausgewählten Einrichtungen erarbeitet und realisiert werden. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt werden landesweit nutzbar gemacht, wie Sozialstaatssekretär Richard Auernheimer in Vertretung der Ministerin und die leitende Ärztin des MDK Rheinland-Pfalz, Ursula Weibler-Villalobos, heute in Mainz mitteilten.

„Die an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Versorgung von Demenzkranken gewinnt immer mehr an Bedeutung“, so der Staatssekretär. Nach Schätzungen leben in Rheinland-Pfalz etwa 49.000 Menschen mit Demenz; ihre Zahl werde sich aufgrund einer immer größer werdenden Gruppe hochaltriger Menschen in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Die Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenzerkrankungen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur durch das Zusammenwirken verschiedener Institutionen des Gesundheitswesens und der Altenhilfe zu lösen sei. Da eine Heilung von Menschen mit Demenz bislang noch nicht möglich sei, liege ein Schwerpunkt auf der Betreuung und Pflege. Sie sei vor allem eine große Herausforderung für die Altenpflege.

Nach Angaben des Staatssekretärs leidet weit mehr als die Hälfte der in Altenpflegeheimen lebenden Menschen an einer Demenzerkrankung. Die stationären Pflegeeinrichtungen müssten darauf und auf einen weiter wachsenden Anteil reagieren. Die Landesregierung unterstütze diesen Umstellungsprozess, da es nicht darum gehe, neue Versorgungsangebote zu schaffen, sondern das bestehende Hilfesystem auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz einzustellen. Das Land habe dazu ein Aktionsprogramm initiiert, das verschiedene Maßnahmen der Sensibilisierung, Qualifizierung und der konzeptionellen Verbesserung der Versorgungsstrukturen beinhalte. Das nun gestartete Modellprojekt sei ein wichtiger Baustein dieses Aktionsprogramms.

„Im Rahmen des Projektes soll erprobt werden, welche geeigneten Versorgungskonzepte für demenzerkrankte Menschen in stationären Einrichtungen unter den vorgegebenen Bedingungen realisierbar sind, welche Fragen und Probleme bei der Umsetzung auftreten und welche Wirkungen die spezifischen Konzepte auf Bewohnerinnen und Bewohner sowie auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben“, so Weibler-Villalobos. Es sollen beispielsweise bauliche Konzepte realisiert werden, die eine Betreuung und Pflege der Demenzkranken in Wohngruppen ermöglichen. Wichtig seien dabei zentrale Aufenthaltsbereiche, barrierefreie und überschaubare Räumlichkeiten, die eine gute Orientierung ermöglichen, den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen angepasste Einrichtungsgegenstände und Ausstattungen und insgesamt eine Atmosphäre, in der sich die Bewohnerinnen und Bewohner angstfrei bewegen können, die Geborgenheit und Sicherheit vermittle. Darüber hinaus müsse auch die personelle Konzeption auf die besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe ausgerichtet sein. Das Personal müsse für den Umgang mit demenzkranken Menschen entsprechend geschult und in der Lage sein, sie in die Aktivitäten des täglichen Lebens einzubeziehen.

Der MDK werde vielfältige Qualifizierungsmaßnahmen für die Beschäftigten der Einrichtungen durchführen, die neben spezifischem Fachwissen auch therapeutische Ansätze und Techniken sowie Maßnahmen zur Teamentwicklung und Verbesserung der organisatorischen Strukturen vermitteln werden, kündigte Weibler-Villalobos an. Das Modellprojekt werde begleitet durch einen Beirat, in dem die Verbände der Einrichtungsträger, die Pflegekassen, die Heimaufsicht, der öffentliche Gesundheitsdienst und die Verbraucherschutzbeauftragte des Landes vertreten seien. Das Projekt werde in seinen Auswirkungen auf die Befindlichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch auf die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom MDK evaluiert. Die Erfahrungen und Ergebnisse sollen in einem Handbuch veröffentlicht und so für alle Interessierten nutzbar gemacht werden, so Weibler-Villalobos.


Folgende Einrichtungen nehmen an dem Projekt teil:

In privater Trägerschaft:

Senioren-Zentrum „Haus Edelberg“, Speyer,
Seniorenhaus Waldpark, Blankenrath (Landkreis Cochem-Zell),
Wohn- und Pflegeheim Kessler-Handorn, Kaiserslautern.

In freigemeinnütziger Trägerschaft:

Altenheim der Arbeiterwohlfahrt, Neuwied,
Altenzentrum St. Matthias, Schifferstadt,
Dr. Theodor Fricke-Heim, Simmern,
Altenpflegeheim „Eifel-Haus“, Bitburg,
Seniorenzentrum „Am Merzenborn“, Wirges.

Auswahlkriterien:

Aus der Zahl der 99 Bewerbungen wurde im Einklang mit dem Projektbeirat nach folgenden Kriterien die Auswahl der teilnehmenden Einrichtungen getroffen:

1. Fachliche Anforderungen an die Projektteilnahme:

Zahl der in der Einrichtung zu versorgenden Demenzkranken
die Einrichtung steht vor der Realisierung eines demenzspezifischen Konzeptes
besondere Motivationslage, Qualifikationen

2. Strukturelle Kriterien:

Größe der Einrichtung
ländlicher oder städtischer Raum
regionale Verteilung
Preisgefüge

3. Trägereigenschaft

rund 68 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen stehen in freigemeinnütziger, über 38 Prozent in privater Trägerschaft - dieses Verhältnis soll sich auch bei den teilnehmenden Einrichtungen spiegeln



Im Rahmen des Abwägungsprozesses wurden auch allgemeine Qualitätsaspekte des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung und der Heimaufsicht, der Pflegekassen und des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit berücksichtigt.

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