Malu Dreyer zeichnet innovative Ansätze der Gesundheitsförderung aus

Innovationspreis Sozial Aktiv 2003

Nr. 204-3/03

Den diesjährigen Innovationspreis Sozial Aktiv des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit erhielt die Kreisverwaltung Mainz-Bingen für ihr Projekt „1.000 Füße für die Umwelt“. Der zweite und dritte Preis ging an den Kindergarten Kastanienvilla in Oberbillig für seinen „Bewegungskindergarten“ und an die Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in Westerburg für ihr Projekt „Männergesundheitstag“. Ein Sonderpreis ging an die Burgweg-Schule Burgbrohl für das Projekt ?“Der gemeinsame Weg ist unser Ziel“. Gesundheitsministerin Malu Dreyer überreichte heute in Mainz die mit 1.500, 1.000 und 500 Euro dotierten Preise. Der Innovationspreis war in diesem Jahr beispielhaften Ansätzen der regionalen Gesundheitsförderung gewidmet und wurde zum siebten Mal vergeben.

Der diesjährige Innovationspreis unterstreiche eine wichtige gesundheitspolitische Zielsetzung der Landesregierung, die Unterstützung regionaler Strukturen der Gesundheitsförderung und Prävention, wie die Ministerin erklärte. Sie spielten neben der Akutbehandlung, der Pflege und der Rehabilitation eine zentrale Rolle in der gesundheitlichen Versorgung. Gesundheitsförderung und Prävention seien eine Investition in die Zukunft, bedeuteten insgesamt mehr Lebensqualität und Gesundheit für den Einzelnen und zudem einen Beitrag zur Stabilisierung der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen. Mit der Vorbereitung eines eigenen Präventionsgesetzes setze die Bundesregierung daher den richtigen Akzent. Von besonderer Bedeutung sei der Aspekt der Regionalität. Malu Dreyer: „Besser als jedes zentral verordnete Projekt können regionale Maßnahmen auf die oft sehr unterschiedlichen örtlichen Bedürfnisse ausgerichtet werden“. Daher unterstütze die Landesregierung den Aufbau örtlicher Strukturen durch die Entwicklung regionaler Gesundheitskonferenzen und die finanzielle Förderung regionaler Initiativen.

Der diesjährige Innovationspreis unterstreiche den Stellenwert der Gesundheitsförderung. Er richtete sich an Initiativen, Vereine, Verbände und Institutionen, die sich zum Ziel gesetzt hätten, gesundheitserhaltende und krankheitsvermeidende Strukturen und Angebote zu entwickeln und umzusetzen, so die Ministerin. Besonderes Augenmerk lag auf den Kriterien Innovation, Nachhaltigkeit, regionaler Bezug, Vernetzung und Partnerschaftlichkeit. Besonders innovative Projekte und Ansätze sollten einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht und zur Nachahmung empfohlen werden. Die Ministerin hob hervor, dass drei der vier ausgezeichneten Projekte die Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter zum Ziel haben.

Das Projekt „1.000 Füße für die Umwelt“ der Kreisverwaltung Mainz-Bingen wurde von der Umweltschutzbeauftragten und den Fachberaterinnen für kommunale Kindertagesstätten des Landkreises Mainz-Bingen im Jahre 2002 initiiert. Ziel ist, die Zahl der täglichen Autofahrten zum und vom Kindergarten zu reduzieren und gleichzeitig die Bewegungsfreude von Kindern (und Eltern) zu fördern. Die körperliche Bewegung wirkt gesundheitlichen Risiken wie Übergewicht, Fehlstellungen der Wirbelsäule und der Entstehung von Diabetes mellitus entgegen und beeinflusst die Gesamtentwicklung der Kinder positiv. Im Übrigen wird die Umwelt zu Fuß oder auf dem Fahrrad bewusster erlebt und gleichzeitig ein Beitrag zur Unfallvermeidung und zum sichereren Verhalten im Straßenverkehr geleistet. Mit Elternabenden, Information und kontinuierlicher Motivation der Kinder wurden deutliche Ergebnisse im Sinne einer Verhaltensänderung erzielt. Diese Veränderung ist bei Kindern, Eltern und Erzieherinnen wirksam, deutlich messbar und leicht übertragbar.

Die Erzieherinnen des Kindergartens „Kastanienvilla“ in Oberbillig haben getreu ihrer Maxime „Nur bewegte Kinder setzen etwas in Bewegung“ eine Initiative zur Förderung der Gesundheit von Kindergartenkindern und ihrer motorischen und gesamtkörperlichen Entwicklung gestartet. Der „Bewegungskindergarten“ hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder zur Bewegung zu motivieren, und zwar mit einfachsten Mitteln: In das tägliche Programm wird für jedes Kind regelmäßig Bewegung eingebaut, im Turnraum, im naturbelassenen Außengelände, auf dem Moselradweg, in den Weinbergshängen und im Wald. Auf diese Weise wird frühzeitig ein Gefühl für Bewegung und damit auch für Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Gleichgewicht und Körperkoordination geweckt und insgesamt ein Grundstein für eine positive Entwicklung gelegt. Es beeindruckt die überraschend einfache Maßnahme, die hervorragende Wirkung zeigt und gemeinsam mit Eltern und anderen Kontaktpersonen aus dem Kindergartenalltag ins tägliche Leben und Verhalten übernommen werden kann.

Die Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in Westerburg hat gemeinsam mit dem Evangelischen und Johanniter Krankenhaus in Dierdorf im vergangenen Jahr einen Männergesundheitstag veranstaltet, den ersten seiner Art im ländlichen Raum. Gemeinsam mit weiteren Partnerinnen und Partnern, wie niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und Selbsthilfegruppen, wurde ein Informations- und Aufklärungsangebot zu verschiedenen Erkrankungen bei Männern wie Prostataleiden, Zeugungsunfähigkeit, Potenzstörungen, Harninkontinenz, aber auch Wechseljahrproblemen entwickelt und durch breite Öffentlichkeitsarbeit in der Region bekannt gemacht. Die große Resonanz bewies den hohen Beratungs- und Informationsbedarf zu diesen Themen. Der Gesundheitstag zeigt Möglichkeiten und Wege für zielgruppenspezifische Angebote im ländlichen Raum auf und gibt gut umsetzbare Hinweise für ähnliche Projekte, die mit derselben oder auch anderen Zielgruppen durchgeführt werden können.

Die Burgweg-Schule in Burgbrohl ist eine Schule mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“; sie kooperiert seit zehn Jahren mit dem Schulkindergarten der benachbarten Grundschule. Schulkindergartenkinder und Neuntklässler besuchen sich gegenseitig, lernen, spielen, frühstücken und feiern miteinander. Gemeinsam erkundbare Lernfelder wurden in Unterrichtsabläufe eingebaut mit der Auswirkung, dass die „Großen“ ein deutlich positives soziales Verhalten entwickeln und die „Kleinen“ in Bezug auf Sprechverhalten und Begriffsbildung, aber auch Stärke und Selbstvertrauen profitieren. Aus dieser Partnerschaft der Kinder erwuchs ein gemeinsamer Kontakt unter anderem zu Bewohnerinnen und Bewohnern eines Altenheims und zu einem geriatrischen Krankenhaus. Beeindruckend an diesem Konzept ist zum einen die Nachhaltigkeit - es wird bereits seit 10 Jahren gelebt und prägt Kinder und Jugendliche auf ihrem weiteren Lebensweg. Zum anderen gewinnen alle Beteiligten ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, Eigenverantwortung und Toleranz. Es ist ein soziales Netzwerk entstanden, das im weitesten Sinne ebenfalls eine Art „Gesundheitsförderung“ darstellt.

Teilen

Zurück