Die Landesregierung und die LIGA Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege wollen gemeinsam mit dem Landesarbeitskreis Suchtkrankenselbsthilfe (LAK) und der Landesstelle für Suchtfragen Rheinland-Pfalz mehr jüngere Menschen für die Suchtkrankenselbsthilfe gewinnen. Ziel der heute in Mainz vorgestellten Kampagne "You'll Never Walk Alone" sei es, die öffentliche Wahrnehmung der Suchtkrankenselbsthilfe zu verstärken, erklärte die Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, Malu Dreyer. Mit Telefonaktionen, einem Internet-Chat, einem Faltblatt und zahlreichen regionalen Veranstaltungen will die Suchtkrankenselbsthilfe über ihre Arbeit informieren und insbesondere jüngere Menschen ansprechen, die selbst von einer Suchterkrankung betroffen sind.
"Suchtkrankenselbsthilfe und Ehrenamt haben im Rahmen der Hilfeangebote für suchtkranke Menschen einen besonderen Stellenwert", so die Ministerin. "In Selbsthilfegruppen sind die Betroffenen Experten in eigener Sache, indem sie die Lösung ihrer Probleme selbst in die Hand nehmen. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist dabei von entscheidender Bedeutung." Rund zwei Drittel der Mitglieder von Selbsthilfegruppen nutzen nach ihren Angaben dieses Hilfeangebot nach einer Behandlung. Immerhin 30 Prozent der Betroffenen fänden den Weg in die Selbsthilfegruppen und zur Abstinenz ohne weitere professionelle Hilfeangebote. Selbsthilfegruppen leisten also nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag bei der sozialen und beruflichen Eingliederung, sondern werden auch in einem erheblichen Maß genutzt, um den Ausstieg aus der Sucht ohne weitere professionelle Angebote zu bewältigen.
In Rheinland-Pfalz seien derzeit rund 300 Selbsthilfegruppen im Suchthilfebereich tätig, die jährlich von rund 3.000 bis 4.500 Betroffenen und deren Angehörigen besucht werden. Diese relativ hohe Anzahl an Selbsthilfegruppen trage dazu bei, die Erreichbarkeit adäquater Hilfeangebote für die Betroffenen auch in ländlichen Regionen zu verbessern, so die Ministerin. Malu Dreyer hob an dieser Stelle ausdrücklich hervor, dass es der Landesregierung nicht darum gehe, professionelle Angebote durch Selbsthilfe zu ersetzen. Es gelte vielmehr, durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen hauptamtlichen Fachkräften und der Selbsthilfe die bestehenden Hilfeangebote weiter zu entwickeln. das Land fördert die Arbeit der Selbsthilfegruppen und Elternkreise jährlich mit rund 70.000 Euro. Ein wichtiges Forum sei auch die in zweijährigem Turnus stattfindende Landestagung der Selbsthilfegruppen Suchtkranker und der Elternkreise für drogengefährdete und drogenabhängige junge Menschen.
Die Selbsthilfegruppen Suchtkranker und die Elternkreise für drogengefährdete und drogenabhängige junge Menschen machten aber die Erfahrung, dass sie, im Gegensatz zu anderen ehrenamtlich Tätigen, noch zuwenig von der Öffentlichkeit wahrgenommen würden, so die Ministerin. Hinzu komme, dass sich jüngere Suchtkranke von den Angeboten der Selbsthilfe noch nicht angesprochen fühlten. Ziel der jetzt gestarteten Aktion ist es daher verstärkt auf die Suchtkrankenselbsthilfe aufmerksam zu machen, die vielen Betroffenen eine gute Chance für einen Neuanfang bietet.
Zu den Elementen der Kampagne gehört die Neuauflage des Faltblatts "Selbsthilfe schon verSucht? - Suchtkrankenselbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz". Neben dem Hinweis auf die regionalen Hilfeangebote wird mit dem Faltblatt auch die niedergelassene Ärzteschaft für das Thema "Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit" sensibilisiert.
Am 22. März 2003 zwischen 15.30 und 18 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, mit Vertreterinnen und Vertretern der Selbsthilfe im Rahmen eines Internet-Chats unter www.masfg.rlp.de zu kommunizieren; die Ministerin wird zwischen 16.30 und 17.30 Uhr dabei sein. Weitere Aktivitäten der Selbsthilfegruppen sind beispielsweise in folgenden Regionen vorgesehen:
Blaues Kreuz, Landesverband Pfalz: In der Geschäftsstelle des Blauen Kreuzes beim Diakonischen Werk Pfalz findet am 24. März 2003 in der Zeit von 18 bis 20 Uhr eine Telefonaktion zum Thema "Selbsthilfe" statt.
Landesverband der Elterkreise für Drogengefährdete und Drogenabhängige:
Der Landesverband bietet am 25. März 2003 zwischen 17 und 19.30 Uhr eine Informationsveranstaltung im Caf? Balance (Augustusstraße 29a, 55131 Mainz) an. Informiert wird über die Beratungsstelle (eine Besichtigung der Räumlichkeiten ist möglich) und über die Arbeit der im Landesverband zusammengeschlossenen Elternkreise.