Nr. 081-5/03
Auf die Bedeutung sozialpädagogischer Diagnosen im Erziehungshilfeprozess hat heute Familienministerin Malu Dreyer in Mainz hingewiesen. Dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) bei den Jugendämtern komme in diesem Zusammenhang eine Schlüsselposition zu, erklärte die Ministerin bei einer landesweiten Fachtagung dieser Dienste. Die Methoden sozialpädagogischer Diagnosen müssten noch stärker als verbindliches Verfahren mit klaren Strukturen, Zuständigkeiten und Kompetenzen in den örtlichen Verwaltungen verankert werden.
Der ASD habe ein anspruchsvolles, umfangreiches und oft sogar widersprüchliches Aufgabenprofil. Wenn eine Hilfe zur Erziehung eingeleitet werde, stehe am Anfang immer der Allgemeine Soziale Dienst, der die Entscheidung darüber treffe, welche Art der Hilfe gewählt werde. Die Fachkräfte dieser Dienste hätten damit eine wichtige Stellung im Hilfesystem, da es von ihrer Beurteilungskompetenz abhänge, ob Hilfen zielgerichtet und wirksam eingesetzt werden könnten. Darüber hinaus berieten sie Kinder, Jugendliche und deren Familien und unterstützten sie im weiteren Hilfeprozess. In den 41 Jugendämtern im Land arbeiten nach Angaben der Ministerin rund 300 Fachkräfte im ASD. Im Jahr 2000 gab es landesweit über 11.000 Fälle von Erziehungshilfe. In jedem dieser Fälle habe ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeitern eines ASD eine Entscheidung über eine Leistung getroffen. Dies mache die Bedeutung des Allgemeinen Sozialen Dienstes deutlich, so die Ministerin.
Der ASD treffe die Entscheidung über die weitere Hilfeplanung auf der Basis sozialpädagogischer Diagnosen und stehe dabei heute unter dem Druck enger werdender finanzieller Spielräume. Dies bedeute, dass Fachlichkeit und Ökonomie in der Praxis der Dienste noch stärker als bisher zusammengeführt werden müssten. Die Begründungen im Einzelfall für die Gewährung einer Hilfe müssten unter veränderten fachlichen und politischen Anforderungen weiter geschärft werden. Zur Unterstützung der Dienste bei dieser schwierigen Aufgabe habe das Familienministerium eine Reihe von Projekten und Qualifizierungsmaßnahmen in den Jugendämtern initiiert und gefördert. Als Beispiele nannte die Ministerin das Landesmodellprojekt „Qualitätsentwicklung im Jugendamt“ und spezielle Fortbildungsangebote für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Allgemeinen Sozialen Diensten.