Bei den Hilfen zur Erziehung will die Landesregierung vor allem die ambulanten Hilfen stärken und die Heimerziehung weiterentwickeln, wie Familienministerin Malu Dreyer heute in Mainz auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Nils Wiechmann und Reiner Marz mitteilte. Weiterhin sollen die Hilfen noch stärker an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen orientiert und insgesamt weiter flexibilisiert werden, so die Ministerin. Das Land plane die Umstellung der Landeszuschüsse für die Erziehungshilfen der Kommunen von der bisherigen prozentualen Förderung auf eine Festbetragsfinanzierung. Jährlich soll demnach ein Betrag von 40,4 Millionen Euro für die rheinland-pfälzischen Kommunen zur Verfügung stehen, der sich ab 2004 jährlich um zwei Prozent erhöhe, so die Ministerin. Sie wies darauf hin, dass die Kinder- und Jugendhilfe grundsätzlich der kommunalen Selbstverwaltung obliegt.
In den vergangenen Jahren sei unter anderem unter dem Stichwort ?Erziehungshilfeoffensive' mit Unterstützung der Landesregierung ein nachhaltiger Umbauprozess bei den Hilfen zur Erziehung in Gang gesetzt worden, wie die Ministerin unterstrich. Bei rund 60 Prozent der Hilfen zur Erziehung handele es sich um Unterbringung in Heimen oder in Pflegefamilien. Das Land wirke darauf hin, noch stärker ambulante Hilfen in den Vordergrund zu rücken und die Angebote möglichst bedarfsgerecht auszurichten. Im Bereich der stationären Erziehungshilfen müsse das Angebot noch stärker flexibilisiert werden; als Beispiele nannte die Ministerin Ansätze der familienaktivierenden Heimerziehung sowie die zeitlich befristete stationäre Aufnahme von Kindern mit ihren Eltern. Bei einer stärker an der Lebenswelt der Betroffenen orientierten Kinder- und Jugendhilfe nannte die Ministerin das Stichwort "Sozialraumorientierung". Eine weitere Flexibilisierung des Hilfeangebotes schließlich folge dem Anspruch, Hilfen stärker aus einer Hand und unter einem Dach anzubieten. Für Einrichtungen und Dienste sei damit ein Perspektivwechsel von der Angebots- hin zur Bedarfsorientierung verbunden.
Die wirkungsvolle Umsetzung dieser fachlich notwendigen Entwicklungen werde entscheidend von den Rahmenbedingungen in den Jugendämtern abhängen, so die Ministerin. Die Hilfeplanung werde zum zentralen Steuerungs- und Controllinginstrument der Jugendämter und sei maßgebend für die Qualität und Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung.