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Fachtagung zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit – Land, ESF und Bundesagentur für Arbeit präsentieren innovative Angebote

„Mit dem neuen ESF-Förderansatz ‚Bedarfsgemeinschaftscoaching‘ ist es uns im Zusammenspiel mit den ESF-Projekten ‚Perspektiven eröffnen‘ und den Regelinstrumenten des SGB II erstmals gelungen, eine Integrationskette für alle Menschen mit besonderen Vermittlungshemmnissen aufzubauen, die von einer intensiven Betreuung der ganzen Familie und der Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit bis hin zur Arbeitsmarktintegration reicht. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass Land, ESF und Bundesagentur für Arbeit ihre Angebote aufeinander abstimmen. Wir werden die Integrationskette 2019 weiter ausbauen“, sagte Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler bei der gemeinsamen Fachtagung des rheinland-pfälzischen Arbeitsministeriums, des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit in Ingelheim. Hier stand die Frage im Mittelpunkt, wie durch innovative Angebote und gezielte Förderansätze für Langzeitarbeitslose die Beschäftigungsfähigkeit erhöht werden kann.

In Rheinland-Pfalz ist ein Drittel der arbeitslosen Menschen länger als ein Jahr ohne Beschäftigung. Weitere beziehen seit Jahren Leistungen der Grundsicherung. Trotz guter Arbeitsmarktlage gelingt es vielen Menschen nicht, vom wirtschaftlichen Aufschwung zu profitieren. Neben der Prävention als wirksamste Säule im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit und damit verbunden die Rolle der Jugendberufsagenturen standen dabei auch das neue Teilhabechancengesetz, die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit am Beispiel der ESF-Förderansätze „Bedarfsgemeinschaftscoaching“ und „Perspektiven eröffnen“ sowie die Herausforderungen der Digitalisierung im Fokus der Diskussion. Während beim „Bedarfsgemeinschaftscoaching“ im Fokus der Beratung vor allem die gesamte Familie sowie alle Themen (Schulden- und Suchtprobleme, Wohnsituation, Kinderbetreuung usw.) stehen, richtet sich der Förderansatz „Perspektiven eröffnen“ an Einzelpersonen. Bei beiden Förderansätzen geht es um die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit. Bei den Teilnehmenden steht eine direkte Integration in den ersten Arbeitsmarkt zunächst nicht im Vordergrund. Das Projekt „Zukunftsoption Fachkraft“ und der Jobfuturomat zeigen die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Beschäftigung.

Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit: „Unsere Gesamtstrategie fußt insbesondere auf dem Präventionsgedanken. Arbeitslosigkeit bekämpft man am effektivsten, indem man sie gar nicht entstehen lässt. Aber es gibt noch immer einige, die am wirtschaftlichen Aufschwung nicht teilhaben und schon lange arbeitslos sind. Hier begleiten wir intensiv die ganze Familie und stehen als „Kümmerer“ an ihrer Seite, damit der Vererbungskreislauf mit allen schädlichen Folgen von Arbeitslosigkeit für die Kinder durchbrochen wird. Das gilt auch für Menschen, deren Tätigkeiten sich im Zuge der Digitalisierung verändern werden. Sie können wir mit Beratung, ihre Arbeitgeber mit Fördermöglichkeiten bei der Weiterbildung unterstützen. Und dies gilt nicht zuletzt auch für junge Menschen am Übergang von der Schule in den Beruf. Wir intensivieren unsere Berufsberatung an den allgemeinbildenden Schulen, insbesondere jetzt auch an Gymnasien, kümmern uns verstärkt um Ausbildungs- und Studienabbrecher und bauen das Netz an Jugendberufsagenturen aus. Ein gelungener Übergang von der Schule ins Berufsleben und eine gute berufliche Ausbildung sind der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig tragen wir so nachhaltig zur Fachkräftesicherung bei.“ 

Egbert Holthuis, Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission betonte die Bedeutung des Europäischen Sozialfonds: „Der ESF ergänzt die nationale Regelförderung dort, wo diese mangels gesetzlicher Grundlage oder aus anderen Gründen Bedarfe nicht bedienen kann, Zielgruppen nicht erreicht oder keine Flächendeckung ihrer Angebote sicherstellen kann. Hier können wir mit dem ESF vergleichsweise flexibel reagieren. Das zeigen zum Beispiel die innovativen Projekte des Bedarfsgemeinschafscoachings.“

„Die Problemlagen langzeitarbeitsloser Frauen und Männer sind heterogen und erfordern differenzierte Lösungsansätze. Neben persönlichen Hemmnissen wie zum Beispiel gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Sprachkenntnisse stellen auch die Rahmenbedingungen wie fehlende Kinderbetreuung Hürden dar. Oft treten mehrere dieser Hürden gleichzeitig auf. Daher ist gerade bei diesen Menschen in schwierigen Lebenslagen eine individuelle und professionelle Beratung in den Jobcentern unabdingbar. Nachhaltige Erfolge können nur dann erzielt werden, wenn alle Arbeitsmarktpartner Hand in Hand arbeiten“, so Heidrun Schulz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit.

Bätzing-Lichtenthäler, Holthuis, Scheele und Schulz wiesen abschließend darauf hin, dass die Bekämpfung der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit von zentraler Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft sei und auch einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten könne. Das Thema bleibe ein wichtiger gemeinsamer Schwerpunkt der rheinland-pfälzischen Arbeitsmarktpolitik, des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Bundesagentur für Arbeit.

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