Dreyer: Vorbereitungen im Land orientieren sich am Bund-Länder-Konzept

Pockenschutz

Nr. 018-3/03

Seit Beginn des Jahres 2002 arbeiten unter Federführung des Robert Koch-Institutes in Berlin mehrere Bund-Länder-Arbeitsgruppen an einem Rahmenkonzept zur Organisation von Pockenschutzimpfungen. Dies teilte Gesundheitsministerin Malu Dreyer heute auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion in Mainz mit. Die darin vorgesehene Impfstrategie orientiere sich an einem Phasenmodell, das die jeweilige Gefährdungslage einerseits und die möglichen Vor- und Nachteile der Pockenimpfung für bestimmte Bevölkerungsteile andererseits differenziert berücksichtigt. Derzeit lägen jedoch keine Hinweise auf eine konkrete Bedrohung vor, es handele sich um reine Vorsorgemaßnahmen, um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können, unterstrich die Ministerin.

Nach den Terroranschlägen in den Vereinigten Staaten von Amerika im Herbst 2001 könnten auch potenzielle Anschläge mit Pockenviren nicht mehr ausgeschlossen werden. Die Bundesregierung habe daher vorsorglich schon im Dezember 2001 ein Kontingent von 24 Millionen Dosen Impfstoff beschafft. Bis zum März 2003 werde dieser Vorrat auf 50 Millionen Dosen aufgestockt. Im Laufe des Jahres 2003 sollen weitere 50 Millionen Dosen Impfstoff hinzukommen. Diese Menge erscheine auch im Hinblick auf im Einzelfall notwendig werdende Zweitimpfungen bedarfsgerecht, um erforderlichenfalls die gesamte Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland impfen zu können. Nach den Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern solle der Impfstoff bis auf Weiteres im Besitz der Bundesregierung bleiben und zentral gelagert werden, so die Ministerin. Eine Verteilung des Impfstoffes auf die Länder sei erst zu einem Zeitpunkt vorgesehen, zu dem sich die tatsächliche Notwendigkeit von Riegelungsimpfungen oder einer allgemeinen Schutzimpfung der Bevölkerung abzeichne.

Das dem Rahmenkonzept zur Organisation von Pockenschutzimpfungen zugrunde gelegte Modell sehe drei Phasen vor. In Phase eins würden die logistischen und organisatorischen Vorbereitungen eingeleitet. Phase zwei beginne mit dem ersten weltweiten Pockenfall und Phase drei umfasse den ersten Pockenfall in Deutschland. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium habe zur Umsetzung des gemeinsamen Bund-Länder-Programms im Dezember 2002 eine Projektgruppe ?Gesundheitsschutz? eingerichtet, an der nach Angaben der Ministerin das Innenministerium, das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, das Landesuntersuchungsamt, die Landesärztekammer, die Akademie für ärztliche Fortbildung, die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz und dem Landesverband der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst beteiligt sind.

Einzelimpfungen des Personals von Kompetenz- und Behandlungszentren, Labors, epidemiologischen Einsatzgruppen sowie von weiteren Impfärzten können für Rheinland-Pfalz in der Impfstelle der Universitätskliniken Mainz sowie in den Gesundheitsämtern vorgenommen werden. Bereits Ende des vergangenen Jahres seien mehrere Amtsärzte in Seminaren fachlich vorbereitet und geschult worden. Weitere Schulungsmaßnahmen für Multiplikatoren aus dem Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der Rettungsorganisationen werden derzeit für die erste Hälfte des Februar vorbereitet. Im Rahmen dieser Schulungen werde einheitliches Informations- und Schulungsmaterial für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitsämter bereitgestellt, damit diese als Multiplikatoren das Personal für die vorgesehenen Impfstellen schulen können. Darüber hinaus werde derzeit geprüft, ob über die bereits jetzt geplanten Impfstellen für die allgemeine Bevölkerung hinaus weitere Impfstellen in Schulen, Betrieben und Krankenhäusern eingerichtet werden können, um das dortige Personal beziehungsweise Schülerinnen und Schüler gegebenenfalls schnell impfen zu können.

Eine Impfung der gesamten Bevölkerung sei ausdrücklich nur für den Fall einer sonst außer Kontrolle geratenden epidemischen Ausbreitung der Pocken vorgesehen und müsste dann innerhalb von fünf Tagen vollzogen sein, so die Ministerin. Für diesen Fall sehe das Rahmenkonzept für Rheinland-Pfalz rund 160 Impfstellen mit einer durchschnittlichen Tageskapazität von 5.000 Impfungen und einem Gesamtpersonalbedarf von 645 Ärztinnen und Ärzten, rund 12.900 medizinischen Fachkräften, 3.225 Ordnungskräften und weiteren 1.290 Helferinnen und Helfern vor. Für diesen Einsatz werde derzeit ein geeignetes Konzept zur berufsbegleitenden Fortbildung entwickelt. Den Kreisverwaltungen seien Übersichten zugesandt worden, aus denen sie die für ihr Gebiet gemeldeten Helferinnen und Helfer, Ärzte, sowie Pflegehilfskräfte bei den Hilfsorganisationen ermitteln können.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und ihr Praxispersonal sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern würden im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen mit der Diagnostik von Pockenverdachtsfällen vertraut gemacht. Dazu werde die Akademie für ärztliche Fortbildung des Landes eine erste Veranstaltung Anfang Februar an der Mainzer Universität anbieten. Weitere Veranstaltungen seien geplant. Zur Verbesserung der Meldewege im Frühwarnsystem solle das elektronische Kommunikationsnetz zwischen Gesundheitsämtern, niedergelassenen Arztpraxen und Krankenhäusern ausgebaut werden. Die ständige Erreichbarkeit der beteiligten Institute und Behörden für Eilmeldungen nach dem Infektionsschutzgesetz sei über das Lagezentrum der Landesregierung bereits heute gewährleistet, so die Ministerin. Darüber hinaus habe das Ministerium auf seiner Internet-Seite eine Information zum Thema ?Pockenschutz? eingestellt, die ständig aktualisiert werde.

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