Dreyer und Ahnen intensivieren Kooperation von Schule und Jugendhilfe

Jugendhilfe/Schule

Nr. 191-5/03

Die Landesregierung will die Kooperation von Schule und Jugendhilfe intensivieren. Insbesondere die Gruppe der so genannten schwierigen Kinder und Jugendlichen profitiere von einer engeren fachlichen Abstimmung an der Schnittstelle beider Systeme, wie Familienministerin Malu Dreyer und Bildungsministerin Doris Ahnen bei einer Fachtagung heute in Mainz unterstrichen. Im Mittelpunkt eines Modellprojektes des Familien- und des Bildungsministeriums steht daher die gemeinsame Qualifizierung von Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten sowie Fachkräften der öffentlichen und freien Jugendhilfe mit dem Ziel, tragfähige Kooperationsstrukturen für die Praxis zu entwickeln. „Wir freuen uns über das Interesse, das diese Fachtagung schon im Vorfeld gefunden hat. Die große Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zu gleichen Teilen die beiden großen pädagogischen Institutionen Schule und Jugendhilfe repräsentieren, ist ein Beleg dafür, dass Bedarf besteht, diesen Themenbereich gemeinsam in den Blick zu nehmen, sich dazu auszutauschen und Perspektiven zu entwickeln“, wie Ahnen und Dreyer unterstrichen.

Im Jahr 2004 werde sich die Jugendministerkonferenz unter anderem mit dem Schwerpunkt „Beteiligung der Jugendhilfe an der Entwicklung und Umsetzung von künftigen Konzepten schulischer Ganztagsangebote“ beschäftigen, so Ministerin Ahnen. Rheinland-Pfalz habe in der Vorbereitung dieses Schwerpunktes für die Jugendministerinnen und Jugendminister die Federführung. „Dies kommt nicht von ungefähr. Als Jugend- und Bildungsministerin des Landes Rheinland-Pfalz liegt mir sehr daran, dass sich sowohl Schule als auch Jugendhilfe zukunftsorientiert weiterentwickeln“, so Ahnen. Beide Institutionen hätten ihre eigenständigen Aufgaben und Möglichkeiten. Aber es werde darauf ankommen, die größer werdende Schnittmenge innovativ zu gestalten. „Leitgedanke der Jugend- und Bildungspolitik des Landes ist, ?Zukunftsfähigkeit sichern!? - wie das Bundesjugendkuratorium treffend formuliert, wenn es in seiner Streitschrift für ein neues Verhältnis von Bildung und Jugendhilfe eintritt“.

Jugendhilfe und Schule als die beiden zentralen Erziehungs- und Bildungsbereiche außerhalb der Familie hätten eine besondere Verantwortung für Kinder und Jugendliche, die in schwierigen Lebensverhältnissen aufwachsen, so Ministerin Dreyer. Rheinland-Pfalz verzeichne jährlich rund 12.000 Erziehungshilfen, die Tendenz sei weiter steigend. „Die Ursachen für die steigende Nachfrage nach Hilfen zur Erziehung sind vielfältig und zeigen eine ganze Bandbreite an Problemen“. Rund 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in Maßnahmen der Erziehungshilfe betreut würden, hätten massive schulische Probleme, die auch Auslöser für die Erziehungshilfe sind. Hinzu komme eine weitere Gruppe, deren Zahl immer größer werde: Kinder und Jugendliche mit seelischen Behinderungen. Diese gehen häufig einher mit schulischen Problemen, die sich als Lernschwierigkeiten und Lernstörungen in einzelnen oder mehreren Lernbereichen zeigen, so genannten Teilleistungsstörungen. Um diesen Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern wirksam helfen zu können, müssten tragfähige Kooperationsstrukturen zwischen Jugendhilfe und Schule geschaffen werden. Im Zentrum müsse die gemeinsame Arbeit im Einzelfall stehen, in die alle Beteiligten entsprechend ihrer Aufgaben ihre jeweiligen fachlichen Kompetenzen und Erfahrungen einbringen können. Hier zeige sich - nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern bundesweit - Handlungs- und Klärungsbedarf. „Wir brauchen zwischen Schule und Erziehungshilfen qualifizierte Kooperationsstrukturen. Wie unter einem Brennglas verdichten sich in diesen Fällen die besonderen Kooperationserfordernisse sowie die Notwendigkeiten, abgestimmte Handlungsstrategien zu entwickeln“, so Malu Dreyer.

Das von den beiden Ministerien initiierte Modellprojekt sieht den Aufbau derartiger Kooperationsstrukturen in der Modellregion Vorderpfalz vor. Im Mittelpunkt steht nach Angaben der Ministerinnen die gemeinsame Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Fachkräften der öffentlichen und freien Jugendhilfe und die Einrichtung regionaler Arbeitsforen. Das Projekt wurde vom Institut für sozialpädagogische Fortbildung in Mainz entwickelt und wird in Kooperation mit zwei landeseigenen Fortbildungsinstituten durchgeführt.

Teilen

Zurück