Nr. 21-5/03
Die Landesregierung will dazu beitragen, dass das Kindschaftsrecht so kinderfreundlich wie möglich umgesetzt wird, wie Familienministerin Malu Dreyer heute in Mainz anlässlich einer Fachtagung ihres Hauses unterstrich. Für alle Beteiligten müsse die Maßgabe „Kindeswohl geht vor Elternrecht“ gelten. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Stellen bei der Umsetzung des Gesetzes solle durch multiprofessionelle Arbeitskreise „Trennung und Scheidung“ erfolgen. Die Tätigkeit solcher Arbeitskreise war Thema der heutigen Fachtagung „Umsetzung des Kindschaftsrechts - Vernetzung der Professionen“, die das Familienministerium in Kooperation mit dem Justizministerium durchführte. Zielgruppen waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jugendämtern, sozialen Beratungsstellen, Familienrichter und Fachanwälte.
Am 1. Juli 1998 trat das Kindschaftsreformgesetz in Kraft, das eine gemeinsame elterliche Verantwortung nach einer Scheidung vorsieht. Grundgedanke der Neuregelung sei gewesen, so die Ministerin, dass ein verantwortlich ausgeübtes gemeinsames Sorgerecht sich positiv auf die Entwicklung des Kindes auswirke. „Eine Scheidung ist für jedes Kind ein tiefer Einschnitt, der verbunden ist mit Verlust und Schmerz. Nur dort, wo es gelingt, elterliche Konflikte zu schlichten, können auch Krisensituationen für die Kinder abgemildert oder ganz verhindert werden. Dies setzt voraus, dass die an einem Scheidungsverfahren beteiligten Stellen eng zusammenarbeiten“, so Malu Dreyer.
In einer Reihe von Jugendamts- und Amtsgerichtsbezirken sind nach Angaben der Ministerin bereits multiprofessionell besetzte Arbeitskreise „Trennung und Scheidung“ gebildet worden, die genau diese Zielsetzung verfolgen. Sie hob den Arbeitskreis im Landkreis Cochem-Zell hervor, der bereits seit über zehn Jahren mit großem Erfolg auf die Vernetzung von Familiengericht, Anwaltschaft, Jugendamt und sozialen Beratungsstellen setze. Derzeit gebe es im Land bereits 26 solcher Arbeitskreise, die in unterschiedlicher Weise den speziellen Bedarf in ihrer jeweiligen Region analysiert und darauf aufbauend Konzepte entwickelt hätten, wie sich die Zusammenarbeit verschiedener Professionen - insbesondere von Jugendhilfe und Justiz - verbessern lasse.
Die Landesregierung werde weiter darauf hinwirken, dass entsprechende Arbeitskreise in möglichst allen rheinland-pfälzischen Jugendamtsbezirken etabliert werden, so die Ministerin. Dazu trage die landesweite Fachtagung bei, die den Austausch über Erfahrungen mit den schon bestehenden Arbeitskreisen fördere. Eine Handreichung solle praktische Empfehlungen für die Einrichtung von Arbeitskreisen Trennung und Scheidung geben. Darüber hinaus solle eine „Landeskonferenz der Arbeitskreise“ ins Leben gerufen werden, der die einzelnen Kreise zu einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch zusammenführt. Außerdem beteilige sich Rheinland-Pfalz an einem von der Bundesregierung initiierten Forschungsprojekt, das ebenfalls den Stand und die Verbesserung der Umsetzung des Kindschaftsrechts zum Gegenstand habe, so die Ministerin.