Dreyer: Hilfesystem stärker auf demenzkranke Menschen ausrichten

Qualitätsoffensive ?Menschen pflegen?

Nr. 063-4/03

Gute und bedarfsgerechte Hilfen für demenzkranke Menschen erfordern nach Ansicht von Sozial- und Gesundheitsministerin Malu Dreyer ein eng abgestimmtes Handeln von Pflegenden, Ärzten und Therapeuten. Ziel sei es, Gesundheitswesen und Altenhilfe noch stärker zu vernetzen und die Angebote noch besser aufeinander abzustimmen, wie die Ministerin anlässlich einer Fachtagung ihres Hauses im Rahmen der Qualitätsoffensive ?Menschen pflegen? heute in Mainz unterstrich. Alle Leistungsanbieter sollten sich als Teil eines Versorgungssystems verstehen, das nur erfolgreich sein könne, wenn die einzelnen Teile miteinander gut kooperieren. Neben den unmittelbaren Hilfen für Menschen mit Demenzerkrankungen müsse es mit gleicher Intensität auch um bessere Hilfen für die pflegenden und betreuenden Angehörigen gehen, so die Ministerin.

Die Ministerin kündigte im Rahmen der Fachtagung ein Beratungsprojekt an, das das Ministerium gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) für stationäre Einrichtungen durchführen wird. Ziel ist die Realisierung von speziellen Konzepten und Angeboten für Menschen mit Demenzerkrankungen. Die Ergebnisse und Erfahrungen, so Malu Dreyer, sollen flächendeckende Wirkung entfalten, zu einer Entlastung der Pflegekräfte beitragen und die Entwicklung insgesamt unterstützen.

Die Verbesserung der Situation demenzkranker Menschen und ihrer Angehörigen sei angesichts von etwa 49.000 Betroffenen in Rheinland-Pfalz und der mit dem demografischen Wandel weiter anwachsenden Zahl ein wichtiger Bestandteil ihrer Qualitätsoffensive ?Menschen pflegen?, so die Ministerin. Nach ihrer Ansicht sind jedoch keine neuen und zusätzlichen Versorgungsstrukturen nötig, um Menschen mit Demenzerkrankungen gut behandeln und betreuen zu können. Vielmehr müssten sich die vorhandenen Hilfen der Pflege, des Sozialwesens und der Medizin auf die besonderen Bedürfnisse der Betroffenen einstellen und flexibler auf sie zugeschnitten werden. Wichtig sei, dass Demenzerkrankungen so früh wie möglich erkannt und behandelt würden. Voraussetzungen für die richtige Behandlung und Versorgung seien die ausreichende Information aller Beteiligten, ein offener Umgang mit psychischen Veränderungen im Alter, der Abbau von Tabus und eine effiziente Einstellung des Versorgungssystems auf Menschen mit Demenz.

Als wesentliche Ziele, die auch im Rahmen der Qualitätsoffensive verfolgt würden, beschrieb die Ministerin die Weiterentwicklung der Qualifizierung und Weiterbildung, die Förderung struktureller Verbesserungen der Hilfen und Einrichtungen und die Erschließung alternativer Hilfen. Das Ministerium habe mit der Landesärztekammer eine flächendeckende Fortbildung für Hausärzte initiiert, die eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung und Behandlung von Demenzerkrankungen spielen. Außerdem sollen im neuen Lehrplan der Altenpflegeausbildung und in der neuen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, die derzeit vom Bildungsministerium und Sozialministerium erstellt werden, gerontopsychiatrische Inhalte stärker berücksichtigt werden. Das Land fördere die Qualifizierung von Demenz-Mentorinnen und -Mentoren in stationären Pflegeeinrichtungen, die zu einem sensiblen und bedarfsgerechten Umgang mit Demenzerkrankungen beitragen und spezielle Behandlungskonzepte in den Einrichtungen etablieren sollen. Mit einem arbeitsmarktpolitischen Modellprojekt werde die Verlängerung der Verweildauer in den Pflegeberufen angestrebt.

Das Land werde zudem in den nächsten Wochen eine Verordnung erlassen, auf deren Basis nach dem Pflegeleistungsergänzungsgesetz niedrig-schwellige Betreuungsangebote insbesondere im häuslichen Bereich gefördert werden sollen. Etwa 60 Prozent der Menschen mit Demenzerkrankungen würden zu Hause von ihren Angehörigen betreut und gepflegt. Hier gelte es, Hilfestellungen in Form von Tagesbetreuungen, nächtlichen Pflegehilfen oder Kurzzeitpflege zu geben. Eine gute pflegerische Versorgung erfordere stets ein vertrauensvolles und sich ergänzendes Zusammenwirken von Berufs- und Familienpflege. Die Unterstützung der pflegenden Familien sei daher auch ein wichtiges Ziel der Qualitätsoffensive, so die Ministerin.

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