In Rheinland-Pfalz leben gegenwärtig etwa 80.000 Menschen mit Demenz, bundesweit sind es rund 1,6 Millionen. Zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen, einer speziellen Form der Demenz. Aktuell gibt es keine Aussicht auf Heilung. Allerdings kann durch medizinische Behandlung, durch Beratung und Begleitung und durch fachkundige Pflege Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen wirksam geholfen werden. Vor allem aber sind es die Haltung der Gesellschaft und der Umgang mit den Betroffenen, die die Lebensqualität von Menschen mit Demenz wesentlich beeinflussen können.
„Wir in Rheinland-Pfalz – und damit meine ich viele Initiativen und engagierte Menschen – haben ganz aktuell deutlich gemacht, dass es viele kreative Wege und Möglichkeiten gibt, um dem Bedürfnis von Menschen mit Demenz nach Teilhabe Rechnung zu tragen.
Dies zeigte uns der Wettbewerb „Teilhabe für Menschen mit Demenz!“, den ich im Sommer 2017 ausgerufen hatte. Es ist mir wichtig, vorhandene innovative Angebote sichtbar zu machen und ich wünsche mir, dass sie möglichst viele Nachahmerinnen und Nachahmer finden“, so Bätzing-Lichtenthäler. Deshalb wird der Prozess fortgesetzt und am 17. Oktober 2017 auf einem Fachtag der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz e.V. vertieft.
Außerdem arbeiten in Rheinland-Pfalz 41 regionale Demenznetzwerke daran, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. „Es ist beeindruckend, wie selbstverständlich an den Wirkorten der Netzwerke mit der Vielfalt umgegangen wird und wie viel Wertschätzung und Respekt Menschen mit Demenz dort erfahren“, sagte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG). Die LZG betreut und unterstützt im Auftrag des Sozialministeriums die regionalen Demenznetzwerke und steht im ständigen Austausch mit den darin organisierten Fachkräften und Ehrenamtlichen.
Drei Menschen geben aus ihrer Sicht Auskunft
Zum diesjährigen Welt-Alzheimertag stellt das Sozialministerium drei Menschen vor, die über ihren aktuellen Lebensweg mit Demenz und ihre soziale Teilhabe berichten, als pflegende Angehörige auf das Thema blicken oder als Experte Auskunft geben können.
Eine davon ist Astrid Heller. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig eine aktive Teilhabe von Menschen mit Demenz ist, denn sie ist selbst betroffen. Sie stellte fest, dass sich etwas verändert hatte, als sie plötzlich Termine mit Freunden vergaß oder nicht mehr wusste, wo sie ihr Auto geparkt hatte. „Ich erhielt die Diagnose ‚Alzheimerdemenz‘ im Alter von 51 Jahren und lebe nun seit mehr als fünf Jahren mit dieser Erkrankung – und ich lebe sehr gut damit“, sagte Astrid Heller. „Die Voraussetzungen hierfür sind zum einen, dass ich so lange wie möglich selbstbestimmt lebe. Zum anderen will ich weiter am sozialen Leben der Gesellschaft teilhaben.“ Sie arbeitet noch regelmäßig im Architekturbüro ihres Mannes und lässt sich in ihrer Unternehmungslust durch die Erkrankung nicht bremsen.
Jutta Weber* ist Krankenschwester und pflegt gemeinsam mit ihrem Ehemann die Großmutter ihres Mannes, die auch mit im Haushalt lebt. „Beim Thema Teilhabe für Menschen mit Demenz sind mir als Angehörige drei Dinge besonders wichtig: Erstens müssen die Barrieren in den Köpfen der Menschen, bei Familie, Freunden, Arbeitskollegen etc. abgebaut werden, damit es für alle selbstverständlich wird, dass Menschen mit Demenz am öffentlichen Leben teilnehmen. Zweitens sollten die verbliebenen Fähigkeiten von Menschen mit Demenz mehr gefördert und gefordert werden, damit sie in der Lage sind, Teilhabeangebote anzunehmen und individuelle Ressourcen richtig auszuschöpfen. Daraus folgt drittens, dass Menschen mit Demenz als Grundlage für Teilhabe ein selbstbestimmtes Leben solange wie möglich erhalten bleibt.“
Professor Dr. Andreas Fellgiebel, Chefarzt der Gerontopsychiatrie an der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey, ist überzeugt: „Soziale Teilhabe ist ein Menschenrecht, sie für Menschen mit Demenz zu ermöglichen, ist unsere moralische Verpflichtung. Aus psychologisch-therapeutischer Sicht stellt soziale Teilhabe zudem das zentrale Thema dar, um Lebensqualität und Wohlbefinden von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu fördern. Denn die Krankheit führt bei vielen Betroffenen zu Scham- und Schuldgefühlen, sozialem Rückzug und Selbst-Stigmatisierung. Bedarfsgerechte Unterstützungsangebote bis hin zur begleitenden Psychotherapie sind daher gerade in den frühen Stadien der Erkrankung notwendig, um über die Förderung positiver sozialer Aktivitäten und Partnerschaftlichkeit positive Teilhabeerfahrungen zu ermöglichen – und dem Teufelskreis aus negativem Selbstbild, Rückzug, Isolation und Depression entgegenzuwirken.“
Die Demenzstrategie Rheinland-Pfalz
Seit 13 Jahren setzt sich die Landesregierung Rheinland-Pfalz für die Vernetzung von Fachkräften, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Weiterentwicklung von Betreuungs- und Versorgungsangeboten ein. Hierzu hat sie eine Demenzstrategie entwickelt, die sich an den Bedarfen vor Ort orientiert. Die Vernetzung erfolgt im Landesgremium Demenz Rheinland-Pfalz, um dort gemeinsam mit allen maßgeblichen Partnerinnen und Partnern im Lande eine multiprofessionelle Vernetzung besonders an den Schnittstellen zu erreichen und gemeinsam die vorhandenen Beratungs- und Versorgungssysteme auf die aktuellen Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und deren pflegender Angehöriger anzupassen. Mehr zur Demenzstrategie und zum Landesgremium erfahren Sie auf der <link internal-link>Internetseite des Ministeriums.
Hinweis für die Medien
Wir freuen uns, wenn Sie das Thema Teilhabe von Menschen mit Demenz im Zusammenhang mit dem Welt-Alzheimertag aufgreifen. Die regionalen Demenznetzwerke in Rheinland-Pfalz setzen rund um den Welt-Alzheimertag viele Veranstaltungen vor Ort um. Gerne vermittelt Ihnen das Landes-Netz-Werk Demenz den Kontakt zu einem regionalen Demenznetzwerk, zu einer regionalen Alzheimer Gesellschaft oder zu weiteren Expertinnen und Experten aus Ihrer Region. Auch die oben genannten drei Personen stehen – im Fall der direkt Betroffenen und der pflegenden Angehörigen in angemessenem Ausmaß – für Statements oder Interviews zur Verfügung.
Bitte melden Sie sich bei Interesse bei Birgit Kahl-Rüther, LZG, Telefon 06131 2069-15 oder E-Mail <link bkahl>bkahl@lzg-rlp.de
Weitere Informationen finden Sie unter <link http:>www.demenz-rlp.de
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*Der Name wurde anonymisiert.