| Fachkräftesicherung Pflege

Ausbildung vietnamesischer Fachkräfte in der Pflege ist Win-Win-Situation

„Ich freue mich sehr, dass wir in Rheinland-Pfalz im Rahmen eines Bundesmodellprojekts zur Gewinnung von Arbeitskräften aus Vietnam die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege erproben. Das Modellprojekt ist eine Win-Win-Situation: Rheinland-Pfalz profitiert von den künftig gut ausgebildeten Fachkräften, die bei uns bleiben und Vietnam vermittelt junge Landsleute in eine hochwertige Ausbildung ins Ausland. Ich danke deshalb der Universitätsmedizin und dem Landeskrankenhaus, die sich als Ausbildungsträger für die Umsetzung in Schule und Praxis als Partner der Bundes- und der Landesregierung zur Verfügung gestellt haben“, fasste Arbeits- und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler bei der Vorstellung des Projekts heute in Mainz zusammen.

Das Modellprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) derzeit in den Modellregionen Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen gefördert. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH führt das Projekt im Auftrag des BMWi von 2016 bis 2019 durch. Zentrales Anliegen dabei ist die Sensibilisierung der Einrichtungen und Unternehmen der Gesundheits- und Pflegebranche für eine zukunftsorientierte Personalpolitik und die Erschließung einer langfristigen Strategie zur Fachkräftegewinnung. Bisher ungenutzte Potenziale im In- und Ausland sollen stärker in den Blick genommen werden. Vietnam verfügt aufgrund seiner sehr jungen Bevölkerung über ein hohes Arbeitskräftepotential. Die vietnamesische Regierung unterstützt offensiv die Arbeitsmobilität von Gesundheitsfachkräften nach Deutschland.

Im September und Oktober 2017 haben insgesamt 22 vietnamesische Auszubildende in Rheinland-Pfalz ihre Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey beziehungsweise an der Universitätsmedizin Mainz begonnen. Zuvor durchliefen sie einen Sprachkurs bis Sprachniveau B2 inklusive einer fachsprachlichen Qualifizierung sowie ein interkulturelles Training. Träger der Rheinhessen-Fachklinik ist das Landeskrankenhaus (AöR) mit Sitz in Andernach. Dessen Geschäftsführer Dr. Gerald Gaß sagte: „Das strukturierte Anwerben junger Menschen aus dem Ausland ist ein Beitrag, den Fachkräftebedarf in der Pflege decken zu können. Wir wollen die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt nutzen, um vermehrt Auszubildende zu gewinnen. Wir müssen dabei aber die Herkunftsländer und deren Situation ebenso im Blick behalten.“

„Die Mitarbeiter in der Pflege sind äußerst wichtig für die Arbeit in der Universitätsmedizin Mainz. Wir sind auf höchst qualifizierte Fachkräfte angewiesen. Mit der Teilnahme am Modellprojekt knüpfen wir an gute Erfahrungen an, die wir schon seit den 60er Jahren mit Fachkräften aus dem Ausland gemacht haben, auch von sehr weit her, beispielsweise Korea. Das kann gelingen, weil kaum ein Bereich stärker internationalisiert ist als die Medizin. Und die ersten drei Monate haben gezeigt, dass alle Beteiligten gut miteinander auskommen“, so Universitätsprofessor Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. „Das hier gezeigte Miteinander, auch zwischen den Berufsgruppen, ist im Berufsalltag eine zentrale Voraussetzung, dass wir unsere Patientinnen und Patienten sehr gut versorgen können.“

„Durch die Ausbildung soll sichergestellt werden, dass die Pflegekräfte die deutschen Pflegestandards ‚von der Pike auf‘ erlernen, wodurch sich ihnen gute berufliche Perspektiven in Rheinland-Pfalz eröffnen. Ziel ist es, diese Fachkräfte nachhaltig und dauerhaft in Deutschland zu integrieren. Wir wollen mit dem Projekt aufzeigen, dass wir durch die Gewinnung von Kräften aus Drittstaaten dem Pflegekräfteengpass in Deutschland entgegenwirken können“, bekräftigte die Vertreterin des Bundeswirtschaftsministeriums, Marion Ewert.

„Wir wissen aus den Ergebnissen des Branchenmonitorings, dass uns in Rheinland-Pfalz knapp 2.000 Pflegefachkräfte fehlen. Wir kennen die Prognose, dass sich dieses Defizit in den nächsten 10, 15 Jahren weiter erhöht, wenn wir jetzt nicht gegensteuern. Deshalb ist unter anderem die Integration ausländischer Pflegekräfte ein Handlungsfeld der Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.0. Bei der Fachkräftesicherung muss zukünftig damit gerechnet werden, dass der Bedarf bei aller Anstrengung nicht alleine durch einheimische Kräfte und durch Arbeitskräfte aus EU-Mitgliedstaaten gedeckt werden kann“, betonte die Ministerin. Die Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten sei nicht nur für Deutschland, sondern für viele Länder mit ähnlicher demografischer Entwicklung in naher Zukunft von großer Bedeutung.

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