Auernheimer: Wohnen im Heim muss zur Ausnahme werden

Menschen mit Behinderungen

Nr. 112-4/03

„Das Leben im Heim muss für behinderte Menschen zur Ausnahme werden“, wie Sozialstaatssekretär Richard Auernheimer heute in Mainz anlässlich einer bundesweiten Fachtagung des Landesverbandes der Angehörigen psychisch kranker Menschen in Rheinland-Pfalz im Rahmen des Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderungen unterstrich. Der Titel der Fachtagung „Heim in die Wohnung statt Wohnen im Heim?!“ sei geradezu programmatisch für das Ziel der Landesregierung, behinderten Menschen mehr Selbstbestimmung auch in der so wichtigen Frage des Wohnens zu geben. Eine von Ministerin Malu Dreyer ins Leben gerufene Expertenkommission befasse sich vor diesem Hintergrund derzeit mit dem Thema ?Alternative Wohnformen für Menschen mit Behinderungen?; die Ergebnisse sollen in Kürze der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben sei zentrales Ziel der Landesregierung und ihrer Politik für und mit Menschen mit Behinderungen. Das Leben in einem Heim sei ohne Zweifel für manche Menschen die richtige Wohnform, weil es den Betroffenen eine große Sicherheit biete. Viele Menschen mit Behinderungen beanspruchten für sich jedoch ein höheres Maß an Selbstbestimmung, als dies in einer stationären Einrichtung möglich sei. „Diesem berechtigten Anliegen müssen wir Rechnung tragen. Daher gilt es, vermehrt ambulante Unterstützung und Betreuung anzubieten und das stationäre Angebot allmählich zurückzuführen“, so der Staatssekretär. Der „Balanceakt“ zwischen Selbständigkeit und Unterstützung müsse dabei in jedem Einzelfall neu austariert werden. Letztlich entscheidend sei aber der Wille des betroffenen Menschen.

In der Expertenkommission seien Menschen mit Behinderungen als „Experten in eigener Sache“ ebenso vertreten wie die Anbieter- und die Kostenträgerseite. Sie habe den Auftrag, konkrete Handlungsvorschläge zu erarbeiten, wie das derzeit im Wesentlichen durch stationäre Einrichtungen geprägte Betreuungs- und Hilfesystem auf den Vorrang ambulanter Hilfen eingestellt werden könne. Ein wesentlicher Ansatz dazu biete das vom Land seit einigen Jahren angebotene persönliche Budget, mit dem sich behinderte Menschen gezielt die Hilfen einkaufen können, die sie benötigen, so Auernheimer.

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