Auernheimer: Informations- und Beschwerdetelefon Pflege hat sich bewährt

Qualitätsoffensive ?Menschen pflegen?

Nr. 194-4/03

Das Informations- und Beschwerdetelefon Pflege wurde in den ersten sechs Monaten sehr gut angenommen. Das bundesweit einmalige Angebot der Beratungs- und Koordinierungsstellen in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. hat sich bewährt, wie der Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, Richard Auernheimer, heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Mainz erklärte. Es habe sich gezeigt, dass der Informations- und Beratungsbedarf im Bereich der Pflege hoch sei. Gleichzeitig gebe es insgesamt eine hohe Kundenzufriedenheit mit den Leistungen der Pflegedienste und -einrichtungen und ihren Beschäftigten, so der Staatssekretär. Für die Projektpartner nahmen Karin Stock, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Rheinland Pfalz, Wolfgang Siebner, Geschäftsführer der Kommission Pflege der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, sowie Walter Bockemühl, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Pfalz, an der Pressekonferenz teil.

Eine Auswertung durch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zeige, dass die Rechtsberatung mit rund 57 Prozent der 485 eingegangenen Anfragen überwiege. Die Beschwerden nehmen mit rund 32 Prozent einen weit geringeren Teil ein, neben den Informationen mit etwa 11 Prozent. Das Angebot ergänze die fachliche Arbeit der 135 Beratungs- und Koordinierungsstellen (BeKo) im Land. Die Beko-Stellen hätten im selben Zeitraum als originäre Anlaufstellen landesweit rund 1.320 Beschwerdefälle erfasst. Im Vergleich zu jährlich rund 50.000 Kontakten der Beratungs- und Koordinierungsstellen zu rat- und hilfesuchenden Bürgerinnen und Bürgern sowie bei Berücksichtigung von rund 95.000 pflegebedürftigen Menschen, die in Rheinland-Pfalz leben, sei diese Beschwerdezahl vergleichsweise gering und deute insgesamt auf eine hohe Zufriedenheit hin, so der Staatssekretär.

Von den 1.480 Beschwerdefällen mit insgesamt 1.613 einzelnen Beschwerdeinhalten, die von den Beratungs- und Koordinierungsstellen und der Verbraucherzentrale insgesamt bearbeitet wurden, betrafen gut 58 Prozent die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) sowie Leistungen der Pflege- und Krankenkassen. Der Schwerpunkt liegt bei den Begutachtungen durch den MDK und die damit einhergehende Einstufung in eine Pflegestufe. Rund 18 Prozent zielten auf Beschwerden im ambulanten Bereich; hier gab es Fragen zur Abrechnung oder zur Leistungserbringung. Etwa 11 Prozent bezogen sich auf stationäre Pflege, im Mittelpunkt stand auch hier die Leistungserfüllung. Daneben gab es auch einige Beschwerden zum Betreuten Wohnen und im Umgang mit Behörden. Dies zeige, so der Staatssekretär, dass es insbesondere zu der Einstufung in eine Pflegestufe und die hierfür relevanten Kriterien für die Begutachtung, aber auch zum Pflegebegriff insgesamt noch einen hohen Informationsbedarf gebe, dem durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit begegnet werden solle.

Das landesweite Informations- und Beschwerdetelefon Pflege bei den Beratungs- und Koordinierungsstellen in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz soll im Rahmen der Qualitätsoffensive „Menschen pflegen“ die Information und Mitsprache für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen weiter verbessern. „Sie sollen in die Lage versetzt werden, die Qualität von Pflegeleistungen zu beurteilen und ambulante oder stationäre Einrichtungen entsprechend auswählen zu können. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen benötigen dazu Rat und Unterstützung“, so Richard Auernheimer. Die Verbesserung des Verbraucherschutzes in der Pflege entspreche dem neunten der zehn Leitsätze, auf die sich die im Landespflegeausschuss vertretenen Gruppen verständigt haben: „Wir stärken den Verbraucherschutz in der Pflege und fördern die Angehörigenbeteiligung“. Hinter der Pflegeoffensive steht das Ziel der Landesregierung und ihrer Partner, eine qualitativ hochwertige Versorgung pflegebedürftiger Menschen auch für die Zukunft sicherzustellen.

Darüber hinaus trage das neu geschaffene Angebot in hohem Maße dazu bei, ein anbieterunabhängiges Rechtsberatungs- und Rechtsbesorgungsangebot für Betroffene zu schaffen, führt Karin Stock, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. aus. Damit werde auch ein wesentlicher Beitrag zur außergerichtlichen Streitschlichtung geleistet, so die Verbraucherschützerin.

Das Projekt setze auf die Kooperation von Verbraucherzentrale mit Rechtsberatung und Beratungs- und Koordinierungsstellen mit ihrem sozialarbeiterischen Ansatz. Die Fachkräfte in den Stellen arbeiten eng mit einer juristischen Fachkraft in der Verbraucherzentrale zusammen, deren juristischer Rat bei Bedarf hinzugezogen werden kann. Das Informations- und Beschwerdetelefon Pflege umfasse den ambulanten und den stationären Bereich. Es ergänze das bewährte und bürgernahe Angebot der 135 Beratungs- und Koordinierungsstellen im Land, wie Siebner unterstrich. Er hob zugleich die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Verbraucherzentrale und BeKo-Stellen hervor. Dies komme nicht zuletzt den Pflegebedürftigen als „Kunden“ des Pflegesystems zugute. AOK, IKK und LKK in Rheinland-Pfalz beteiligen sich nach Angaben von Bockemühl mit insgesamt 35.000 Euro an dem Projekt, weil es wichtige Hinweise für die Verbesserung der Pflegequalität gibt. Auch für die Kassen sei es ein wichtiges Instrument für ein internes Qualitätsmanagement. Auch er lobte das enge Zusammenwirken der beteiligten Partnerinnen und Partner zugunsten der zu Pflegenden und ihrer Angehörigen.

In Rheinland-Pfalz gibt es rund 95.000 Pflegebedürftige, davon werden rund 68.000 Menschen im häuslichen Bereich gepflegt und betreut.

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