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Armuts- und Reichtumsbericht liefert wichtige Erkenntnisse

Die Landesregierung hat den 5. Armuts- und Reichtumsbericht für Rheinland-Pfalz veröffentlicht. Er umfasst eine wissenschaftliche Analyse der Verhältnisse in Rheinland-Pfalz, die im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie durch die Neue Frankfurter Sozialforschung (FaMa) und das Internationale Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) durchgeführt wurde. Wie bereits in den vorangegangenen Berichten, schließt sich eine Darstellung verschiedener Verbände, wie der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und erstmals der Landesarmutskonferenz an, die aus ihrer Sicht die Verhältnisse schildern und bewerten. In den Schlussbemerkungen der Landesregierung sind zentrale Ergebnisse für Rheinland-Pfalz zusammengefasst, politische Schwerpunkte und Strategien gegen Armut dargestellt sowie die wichtigsten Initiativen und Maßnahmen gegen Armut aufgeführt.

„Der Bericht zeigt unter anderem, dass sich Armutsrisiken sehr unterschiedlich in der Bevölkerung verteilen“, so die Ministerin. „Besonders von Armut bedroht sind Erwerbslose und Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren. Außerdem tragen Einpersonenhaushalte und kinderreiche Familien mit drei oder mehr Kindern ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko. Ebenso sind Kinder und Jugendliche sowie Personen mit niedrigem Qualifikationsniveau überdurchschnittlich oft von Armut bedroht.“
Frauen sind insgesamt häufiger armutsgefährdet als Männer. Die Armutsgefährdungsquote der rheinland-pfälzischen Frauen liegt um knapp drei Prozentpunkte über der Armutsgefährdungsquote der Männer. Besonders auffällig ist der Unterschied bei Personen im Alter ab 65 Jahre. Hier sind Frauen deutlich häufiger von Armutsrisiken betroffen als Männer der gleichen Altersgruppe. Der Bericht zeigt, dass das Problem der Altersarmut in Rheinland-Pfalz immer deutlicher wird.

„Armut im Alter ist im hohen Maße durch die jeweiligen Erwerbsbiografien bedingt“, so die Ministerin. „Geringe Rentenansprüche und fehlendes Vermögen sind in der Regel das Ergebnis von Lebensläufen, in denen sich zum Beispiel längere Phasen der Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen und fehlende Absicherung in der Sozialversicherung ergeben haben.“ Bei den Bestandsrenten wirken sich nach Erkenntnissen der Armutsforschung auch noch die niedrigen Löhne lange vergangener Jahrzehnte in Regionen mit später Anpassung der Wirtschaftsstruktur aus, aber auch geringe Löhne am aktuellen Rand. Dies erklärt die niedrigen durchschnittlichen Zahlbeträge in Rheinland-Pfalz.

In ihrem Berichtsteil haben sich LIGA und Landesarmutskonferenz auf wenige, aber zentrale Problemfelder beschränkt und schlagen mögliche Lösungen vor: zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, zur Abwehr von Stromsperren, zur besseren Integration armer Kinder. „Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf strukturelle Aspekte von Armutslagen gelegt. In ihrem Berichtsteil haben die Partner LIGA und Landesarmutskonferenz auch die Diskrepanzen zwischen privatem Reichtum und öffentlicher Armut in den Blick genommen und regen damit zu einer Diskussion über Verteilungsgerechtigkeit an“, so der Vorsitzende der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz, Albrecht Bähr. „Außerdem bestätigt der jetzt vorliegende Bericht leider, was die Wohlfahrtsverbände aus ihrer täglichen Beratungsarbeit, aus den Stadtteiltreffs und den Beschäftigungsträgern, aus der Schulsozialarbeit sowie der Altenhilfe kennen: In vielen Bereichen nimmt die Armut zu.“, so Bähr.

„Trotz bestehender Armutsrisiken, die Rheinland-Pfalz ebenso wie andere westdeutsche Flächenländer betreffen, gibt es aber auch sehr ermutigende Ergebnisse“, so die Ministerin. Bei wichtigen Armutsindikatoren, wie der Mindestsicherungsquote, der SGB II-Quote und der Arbeitslosenquote, zählt Rheinland-Pfalz zu den Ländern, die bundesweit vergleichsweise gut positioniert sind. Rheinland-Pfalz weist hier im Ländervergleich die drittniedrigsten Quoten auf.

Zusammenfassend ist nach den Ergebnissen der wissenschaftlichen Untersuchung eine in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zunehmend positive Entwicklung der ökonomischen Rahmenbedingungen in Rheinland-Pfalz festzustellen. Die Lage stellt sich dabei meist etwas positiver dar als im (west-)deutschen Durchschnitt. Allerdings bleibt Rheinland-Pfalz von verteilungs- bzw. armutsbezogenen Risiken als Folge der zunehmenden Verbreitung atypischer Beschäftigungsverhältnisse und anhaltender Arbeitslosigkeit nicht unberührt.

Problematisch ist aus Sicht der Landesregierung auch, dass es in Deutschland bislang kaum gelingt, verlässliche und aussagekräftige Daten über den Reichtum und damit über Ungleichheit zu erlangen. Der 5. Armuts- und Reichtumsbericht widmet sich der Thematik Reichtum und Ungleichheit in Rheinland-Pfalz soweit dies mit wissenschaftlicher Unterstützung möglich ist. „Hier liegt aber immer noch einiges im Verborgenen“, so die Ministerin. „Bund und Länder müssen gemeinsam versuchen, zu besseren Datengrundlagen zu kommen.“

Der Bericht zeigt auch, dass die Bekämpfung von Armut eine komplexe und kontinuierliche Herausforderung darstellt. „Armutsbekämpfung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von Bund, Land, Kommunen, aber auch Verbänden, Gewerkschaften, Unternehmen, Kirchen und der Zivilgesellschaft gemeinsam vorangebracht werden muss“, so die Ministerin. „Insofern ist der Bericht eine wertvolle Grundlage zur Analyse der Probleme. Er ist aber auch eine gute Basis, um sich in Rheinland-Pfalz über die richtige Vorgehensweise zur Bewältigung von Armut zu verständigen.“

Der Armuts- und Reichtumsbericht steht ab sofort als pdf-Dokument zur Verfügung
unter <link http: msagd.rlp.de soziales armutsbekaempfung>msagd.rlp.de/soziales/armutsbekaempfung/.

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