„Gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung brauchen wir mehr innovative gemeinschaftliche Wohn- und Quartiersprojekte, die ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen. Das stärkt auch die sozialräumlichen Strukturen vor Ort“, sagte Sozialminister Alexander Schweitzer. „Wir wollen, dass diese Wohnmodelle zügiger als bisher entstehen und unterstützen daher gezielt den Entwicklungsprozess. Das macht es den Kommunen leichter, die neuen Wohnformen in die lokalen Planungen des sozialen Wohnungsbaus oder der kommunalen Bündnisse für Wohnen einzubeziehen.“
Neue Wohnformen und Mehrgenerationenquartiere, in denen Barrierefreiheit, gelebte Nachbarschaft und frei wählbare professionelle Dienstleistungen gewährleistet sind, gelten als wichtige Bausteine mit Blick auf die zunehmende Alterung der Gesellschaft. „Bürgerinnen und Bürger wollen oft solange wie möglich im gewohnten Umfeld leben. Sozial- und altersdurchmischte Quartiere mit solchen Angeboten schützen vor Isolation und Exklusion älterer und behinderter Menschen und sorgen für ein positives Umfeld für Familien mit Kindern“, betonte Schweitzer.
Für die Anschubförderung können sich private Initiativen, Vereine, Verbände, aber auch Kommunen bewerben. Damit ergänzt die Landesregierung bestehende Förder- und Beratungsangebote für neue Wohnformen. Förderfähig sind dabei Kosten für Moderation, professionelle Begleitung, Öffentlichkeitsarbeit, oder Fachleute für innovative Projekte des Neuen Wohnens.
Im Rahmen der ersten Auswahlrunde 2022 wurde eine Anschubförderung in Höhe von insgesamt rund 31.000 € für nachfolgende Wohnprojekte ausgesprochen:
Ziel des Projektes WOHN:RAUM | Am Siegufer leben.de e.V., Kirchen (Sieg) ist es, ein gemeinschaftliches Mehrgenerationen-Wohnen zu errichten und durch aktive Nachbarschaft ins Quartier und in die Region hineinzuwirken. Nachdem die Projektgruppe bereits im letzten Jahr mit einer ersten Teilförderung Projektziele und Schwerpunkte festgelegt hat, dient die Anschubförderung nun für den Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, um weitere Mitstreiter zu finden, aber auch künftige Investoren zu akquirieren.
Der Verein Gemeinsam Wohnen e.V. (VGW) hat als Mieterverein zum Ziel, im neu entstehenden „Quartier im Moselbogen“ der Wohnbau Koblenz ein Mehrgenerationen-Wohnen zu verwirklichen, um selbstbestimmt und solidarisch in der Nachbarschaft zu wohnen. Gefördert werden hier Workshops für Moderations- und Gruppenfindungsprozesse sowie die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins für dieses Projekt.
Das Institut der Hildegardisschwestern v. katholischen Apostolat e. V., Pirmasens möchte in einer nicht mehr genutzten Etage des Klosters eine selbstorganisierte Seniorenwohngemeinschaft errichten. Hier sollen Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf selbstbestimmt in einer Gemeinschaft wohnen und betreut werden. Mit einem Zuschuss soll eine externe Beratung, für die Erarbeitung eines tragfähigen und umsetzbaren Konzeptes, sowie Coaching-Prozesse für die Gewinnung von Kooperationspartnern unterstützt werden.
Pflege-Bauernhof, soziale Landwirtschaft - ein Quartier fürs Leben | Marienrachdorf - Auf einem Modellbauernhof wird der Aufbau unterschiedlicher Wohnmodelle wie betreutes Wohnen und Wohn-Pflege-Gemeinschaften angestrebt. Mit den Fördermitteln sollen Moderationsprozesse zur Bürgerbeteiligung unterstützt werden.
Mit der Zukunftsdorf-Siedlung Marienthal/Pfalz möchte die Bürgerstiftung Pfalz ein generationsübergreifendes, inklusives, interkulturelles und diverses Wohnen ermöglichen. Gemeinschaftsräume und Flächen sollen zum Quartiersleben beitragen und eine integrierte Wohn-Pflege-Gemeinschaft ein selbstbestimmtes Wohnen auch im Pflegefall ermöglichen. Mit Hilfe der Förderung soll eine partizipative Zukunftswerkstatt mit dem Schwerpunkt Wohnen realisiert werden.
Im Rahmen der Anschubförderung stellt das Land im Jahr 2022 insgesamt Mittel in Höhe von bis zu 100.000 Euro zur Verfügung. Pro Bewerbung können bis zu 10.000 € bewilligt werden. Interessierte Initiativen können sich jährlich zu zwei Stichtagen bewerben. Nächster Bewerbungsschluss ist der 15. Juni 2022. Anlaufstelle für interessierte Initiativen ist die Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz im Landesamt für Soziales Jugend und Versorgung. Sie hilft Bewerbern im Vorfeld dabei, die notwendigen Schritte für ihr Wohnprojekt zu planen und die Förderung für einen gezielten Impuls zu nutzen.
Mehr über die Anschubförderung sowie gute Beispiele, weitere Fördermöglichkeiten und Beratungsangebote zu Neuen Wohnformen erhalten Sie auf der Internetseite der Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz und unter www.wohnen-wie-ich-will.rlp.de.