Die Themen im Überblick
Beschäftigungsdialog
Seit Beginn seiner Amtszeit besucht Staatsminister Schweitzer Unternehmen im ganzen Land, um mit den Personal- und Betriebsräten, den Belegschaften sowie den Unternehmensleitungen über zukunftsfähige Arbeit, deren Rahmenbedingungen, faire Arbeitsbedingungen sowie über die durch den demografischen Wandel hervorgerufenen Herausforderungen zu sprechen. Beispielhaft für dieses Engagement können die Gespräche am Amazon-Standort Koblenz genannt werden. Hier wurde im Sommer 2013 erstmals ein Betriebsrat gewählt, für dessen Schaffung sich Minister und Staatssekretär vor Ort stark gemacht hatten.
Mindestlohn und Tariftreue
Das Landestariftreuegesetz (LTTG) regelt seit 2011 die Tariftreue und die Mindestentgelte bei öffentlichen Aufträgen in Rheinland-Pfalz. Ziel des Gesetzes ist es, Verzerrungen im Wettbewerb um öffentliche Aufträge durch Niedriglohnkonkurrenz entgegenzuwirken und die Belastungen der sozialen Sicherungssysteme zu mildern.
Die neue Bundesregierung hat den Mindestlohn im Koalitionsvertrag beschlossen und wird eine Kommission damit beauftragen, in regelmäßigen Abständen die Höhe des Mindestentgelts zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Das Modell der Mindestentgeltkommission, wie sie in Rheinland-Pfalz im LTTG festgesetzt ist, hat damit als Beispiel für den Koalitionsvertrag auf Bundesebene gedient.
In Rheinland-Pfalz haben wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern deutliche Verbesserungen für die abhängig Beschäftigten erreicht: Seit dem 1. Januar 2013 gilt ein Mindestentgelt in Höhe von 8,70 Euro brutto pro Stunde. Dieses erhöht sich nach Beschluss der Mindestentgeltkommission ab dem 1. Juli 2014 auf 8,90 Euro pro Stunde. Ein großer Erfolg zugunsten der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Fachkräftestrategie
Die Großunternehmen und die stark mittelständisch und exportorientierte Wirtschaft brauchen gut qualifizierte Fachkräfte auf allen Ausbildungsebenen. Derzeit erarbeiten wir eine umfassende Landesstrategie am „Ovalen Tisch für Ausbildung und
Fachkräftesicherung“. Im Zentrum stehen dabei die Verringerung der Schul-, Ausbildungs- und Studienabbrecherquote, die Verbesserung der Übernahmechancen nach der Ausbildung, die Sensibilisierung der Unternehmen bezüglich älter werdender Belegschaften und die bedarfsgerecht gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir unsere Strategie im Laufe des Jahres 2014 vorstellen.
Demografie
Ziel der rheinland-pfälzischen Demografiepolitik ist, dass alle Generationen auch in Zukunft in allen Teilen des Landes gut leben können. Seit 2013 beschäftigt sich daher das Demografie-Kabinett mit ressortübergreifend Maßnahmen, um die Auswirkungen des demografischen Wandels für Rheinland-Pfalz abzumildern und rechtzeitig aktiv zu gestalten.
Für landesweit große Aufmerksamkeit sorgte die erste rheinland-pfälzische Demografiewoche vom 28. Oktober bis 4. November 2013. Unter dem Motto „Gut für Generationen – Zusammenland Rheinland-Pfalz!“ wurden über 320 Veranstaltungen von rund 200 Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Kommunen, Verbänden, Vereinen, Kirchen, Universitäten und anderen Institutionen angeboten. Im Frühjahr 2014 werden sich die Landesregierungen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland bei einer Demografiekonferenz über weitere Handlungsoptionen austauschen. Im Herbst folgt eine zentrale Demografietagung in Rheinland-Pfalz. Die nächste Demografiewoche findet im Jahr 2015 statt.
Menschen mit Behinderungen und Bundesteilhabegesetz
Die Stärkung der Interessenvertretung von und für Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiges Anliegen der Landesregierung. Rheinland-Pfalz setzt sich daher auf Bundesebene für ein Bundesteilhabegesetz ein, um das Selbstbestimmungsrecht der Menschen mit Behinderungen zu stärken und die Sozialhilfeträger durch eine Bundesbeteiligung bei der Eingliederung von Menschen mit Behinderung finanziell besser zu entlasten. Wir werden die Vorbereitungen der neuen Bundesregierung für ein Bundesteilhabegesetz – auch als Vorsitzland der Arbeits- und Sozialministerkonferenz 2014 – intensiv begleiten.
Schuldnerberatung
In Rheinland-Pfalz stehen überschuldeten Menschen 61 anerkannte Schuldnerberatungsstellen zur Seite, die ihre Leistungen unentgeltlich anbieten. 52 von ihnen werden als anerkannte Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen aus Mitteln des MSAGD finanziert. In diesen Beratungsstellen arbeiten rund 70 Fachkräfte. Trotz der allgemein geltenden Einsparungen aufgrund der Schuldenbremse, hat das MSAGD im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt auf die Schuldnerberatung gelegt. Im Doppelhaushalt 2014/2015 sind dafür jeweils rund 2,2 Millionen Euro vorgesehen. Dies sind pro Jahr 182.000 Euro mehr im Vergleich zu 2013.
Pflege
Drei Jahre sind vergangen, seit die damalige Bundesregierung das „Jahr der Pflege 2011“ ausgerufen hat. Geändert hat sich wenig. Rheinland-Pfalz hat stattdessen die Pflegelandschaft mit dem Ausbau der Pflegestützpunkte und der Förderung der Pflegestrukturplanung weiterentwickelt. Im Rahmen des rheinland-pfälzischen Vorsitzes der Arbeits- und Sozialministerkonferenz im Jahr 2014 wird Minister Schweitzer einen Schwerpunkt auf die dringend notwendige Pflegereform legen, damit endlich der Grundstein für eine Demografie feste Pflegestruktur gesetzt wird.
Die kommende Pflegereform muss die gesetzlichen Grundlagen schaffen, um die Pflege der Zukunft möglich zu machen. Dabei stehen die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, pflegewissenschaftlich abgesicherte Transparenzkriterien und der Schutz der Pflege vor den Renditeerwartungen international agierender Hedgefonds im Mittelpunkt.
Stärkung der Pflege durch Professionalisierung der Arbeit
In Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Jahr bereits wesentliche Projekte angestoßen, die für schnelle Qualitätsverbesserungen in der Pflege sorgen sollen. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Errichtung einer Landespflegekammer, um der Pflege eine starke Stimme zu geben. Derzeit erarbeitet eine Gründungskonferenz mit 19 Mitgliedern aus unterschiedlichen Einrichtungen der Gesundheits- und Krankenpflege die entsprechenden Grundlagen. Die Pflegekammer soll im Rahmen einer Novellierung im Heilberufsgesetz (HeilBG) verankert werden. So schaffen wir die formale Gleichstellung mit den anderen Heilberufsgruppen. Gleichzeitig diskutieren wir in der Gründungskonferenz mögliche Verbesserungen für die Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz.
Neben einer Verbesserung der Qualität der Pflege muss aber auch sichergestellt sein, dass es genügend Fachkräfte im Gesundheitsbereich und in der Pflege gibt. Besonders in den Pflegeberufen, aber auch in einigen weiteren Gesundheitsfachberufen müssen die Ausbildungskapazitäten deutlich erweitert werden. In Rheinland-Pfalz werden diese im neuen Ausbildungsstättenplan festgeschrieben, der konkrete, bedarfsgerechte Soll-Ausbildungsplatzzahlen für die einzelnen Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz enthält. So ist etwa mit den Krankenhäusern im Land abgesprochen, die Anzahl der besetzten Ausbildungsplätze in der Krankenpflege bis 2017 schrittweise von 3.275 auf 4.379 zu steigern.
Demenz
In Rheinland-Pfalz leben rund 80. 000 Menschen mit Demenz. Das MSAGD hat schon früh Maßnahmen für eine gute Versorgung, Betreuung und Beratung von an Demenz erkrankten Menschen und ihrer Angehörigen eingeleitet. Das „Expertenforum Demenz“ beschäftigt sich seit August 2013 in vier Arbeitsgruppen mit den Themen Medizin, Pflege, Beratung sowie Selbsthilfe und soziale Netze. An dem Modellprojekt „Demenz im Krankenhaus“ sind landesweit 8 Krankenhäuser an 11 Standorten beteiligt. Zu den Qualifizierungsmaßnahmen und Unterstützungsprozessen im Projekt gehören ein ausführliches Aufnahmeverfahren, die Weiterbildung im Umgang mit dementiell erkrankten Menschen, die Gestaltung guter Kommunikationsprozesse und ein frühzeitig koordiniertes Aufnahme- und Entlassungsmanagement.
Mit der „1. Berliner Runde zur Pflege“ hat Rheinland-Pfalz gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen eine Plattform zum länderübergreifenden Austausch gegründet. Eingeladen werden Expertinnen und Experten, um Ansätze aus unterschiedlichen und durchaus auch kontroversen Perspektiven zu diskutieren und zu bewerten.
Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Evaluation wurde im Jahr 2013 das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) evaluiert. Das Ergebnis der Studie bestätigt allgemein das Gesetz und dessen Konzeption im Ganzen als richtig und zielführend. Im Rahmen der nun anstehenden Diskussion und Novellierung des Gesetzes werden die festgestellten Nachjustierungsbedarfe angegangen.
Verbindliche Sprachtests bei Ärzten
Im Juni 2013 haben die Länder auf der Gesundheitsministerkonferenz in Potsdam einen Antrag aus Rheinland-Pfalz für verbindliche Sprachtests bei Ärzten und den weiteren akademischen Heilberufen (Zahnärzte, Psychotherapeuten, Apotheker) einstimmig angenommen. Das zusammen mit den Kammern entwickelte rheinland-pfälzische Modell dient damit bundesweit als Vorbild.
Pille danach
Die öffentliche Diskussion um die nicht erfolgte medizinische Versorgung einer vergewaltigten Frau in Köln hat Minister Schweitzer Mitte Februar 2013 veranlasst, gemeinsam mit dem Mainzer Bischof, Karl Kardinal Lehmann, und Vertretern der katholischen Krankenhäuser ein Gespräch über die Versorgungssituation von Vergewaltigungsopfern in Rheinland-Pfalz zu führen. Zentrales Ergebnis des Gesprächs war, dass Opfer einer Vergewaltigung nun in allen katholischen rheinland-pfälzischen Krankenhäusern bestmöglich versorgt werden. Dazu gehören nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Beratung sowie die Information über die Möglichkeiten einer Empfängnisverhütung durch die Pille danach.
Medizinische Versorgung
Die gesundheitliche Versorgung von morgen wird anders aussehen müssen als die von heute: sektorenübergreifende Versorgungsmodelle werden in Zukunft immer wichtiger. Im Gemeinsamen Landesgremium, das die Landesregierung eingerichtet hat, werden wir uns intensiv damit befassen. Zudem war Minister Schweitzer in der Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“ während der Koalitionsverhandlungen in
Berlin eng eingebunden. Hier wurden die Eckpunkte der zukünftigen gesundheitlichen Versorgung im Bund festgelegt.
Im Frühjahr 2014 wird Minister Schweitzer die konkrete Ausgestaltung des Projektes „Gesundheit und Pflege – 2020“ vorstellen. Es soll mit dafür sorgen, dass die medizinische und pflegerische Versorgung auch in ländlichen Räumen sichergestellt bleibt. Zentrale Handlungsfelder des Projektes sind vor allem die Schaffung neuer Versorgungsangebote und die Entwicklung sektorübergreifender Versorgungsmodelle im ländlichen Raum. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Fachkräftesicherung in den Gesundheitsberufen sowie dem Ausbau telemedizinischer Strukturen.
Ein weiteres wichtiges Instrument ist das Förderprogramm für die Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten in ländlichen Regionen. Seit dem 1. Januar 2014 ist eine Förderung in insgesamt 71 Verbandsgemeinden und verbandsfreien Gemeinden möglich. Das Volumen beträgt 400.000 Euro pro Jahr. Neu ist zudem, dass in Zukunft auch Fachärztinnen und Fachärzte, die der fachärztlichen Grundversorgung zuzuordnen sind, in Regionen, in denen ein Bedarf besteht, das Förderprogramm in Anspruch nehmen können.
Die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz haben 2013 63 Millionen Euro für Investitionen erhalten. Damit wird gewährleistet, dass der bauliche Zustand und die medizinische Ausstattung der Krankenhäuser auf hohem Stand erhalten und darüber hinaus weiter verbessert werden können. Das Krankenhausinvestitionsprogramm für 2014 wird Ende Januar vorgestellt.
Herzinfarktregister
Rheinland-Pfalz ist das erste Bundesland, das flächendeckend auf freiwilliger Basis ein Herzinfarktregister durchführt. Auf dessen Grundlage können Verbesserungen mit den Krankenhäusern und dem Rettungsdienst erarbeitet werden, um eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten bei einem Herzinfarkt zu gewährleisten. Das Land investiert dafür knapp 200.000 Euro. Zum Weltherztag 2014 werden die Ergebnisse des Projektes vorgestellt.