Malu Dreyer: Wir brauchen mehr Vielfalt in der ambulanten Versorgung

Gesundheitspolitik

Im Vordergrund struktureller Reformen im Gesundheitswesen muss nach Ansicht von Gesundheitsministerin Malu Dreyer die Überwindung der Grenzen zwischen einzelnen Versorgungssektoren stehen. Eine bessere integrierte Versorgung komme den Patientinnen und Patienten zugute und trage insgesamt zu mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bei, unterstrich die Ministerin heute in Mainz anlässlich einer Veranstaltung ihres Hauses mit dem Titel "Gesundheitsreform im Dialog. Neue Versorgungsformen im ambulanten Sektor". Die Gesundheitsreform müsse das solidarische Krankenversicherungssystem langfristig sichern, die eigenverantwortliche Rolle der Patienten stärken, die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern und die Wirtschaftlichkeit des Systems erhöhen, so die Ministerin.
Das deutsche Gesundheitssystem sei leistungsfähig und biete den Versicherten eine hervorragende medizinische Versorgung. Über vier Millionen Beschäftigte leisteten eine sehr gute Arbeit für die Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten. Allein durch die gesetzliche Krankenversicherung würden über 140 Milliarden Euro für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung gestellt. "Dies spiegelt den hohen Stellenwert wider, den die Gesundheit für die Menschen hat", so Malu Dreyer. Dennoch gebe es erheblichen Reformbedarf, da trotz des hohen Mitteleinsatzes ein Nebeneinander von Über-, Unter- und Fehlversorgung im deutschen Gesundheitswesen zu verzeichnen sei. Leistungen müssten noch sinnvoller aufeinander abgestimmt, die Qualität müsse weiter gesteigert, die Wirtschaftlichkeit verbessert und die Gesundheitsförderung müsse ausgebaut werden, so Malu Dreyer.
Neben der Effizienzsteigerung muss nach Ansicht der Ministerin aber auch über die Finanzierungsseite des Systems gesprochen werden. Das Prinzip der Solidarität ist für sie ein elementarer Bestandteil der gesetzlichen Krankenversicherung. Dazu gehöre es, dass Gesunde für Kranke einstünden und jeder seinen finanziellen Anteil gemessen an seiner Leistungsfähigkeit beitrage. Die solidarische Finanzierung müsse aber aufgrund neuer gesellschaftlicher Gegebenheiten weiterentwickelt werden. Der wachsende Anteil älterer Menschen verringere die Finanzierungsbasis der gesetzlichen Krankenkassen; gleichzeitig seien die Lohneinkommen als Beitragsbasis hinter dem allgemeinen Wachstum zurückgeblieben. Reformen auf der Finanzierungsseite müssten die Entlastung der Lohnnebenkosten, aber auch die Gerechtigkeit im Blick haben, so Malu Dreyer.
"Darüber hinaus brauchen wir mehr Vielfalt in der ambulanten Versorgung und den Durchbruch zur flächendeckenden Umsetzung integrativer Versorgungsformen", wie die Ministerin weiter unterstrich. Nach ihrer Ansicht sollten die Versicherten künftig die Wahl haben zwischen der Versorgung in integrierten Praxisnetzen, der hausarztgeleiteten Versorgung und der Standardversorgung mit freier Arztwahl. Um die Entwicklung integrierter Versorgungsformen voranzubringen, müssten Verträge von Krankenkassen mit einzelnen Leistungserbringern, Verbünden von Leistungsanbietern oder Gesundheitszentren möglich sein. Dies sähen auch die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zur Gesundheitsreform vor. Von einer solchen Neugestaltung verspricht sich die Ministerin einen Wettbewerb der Versorgungsformen, der den Versicherten mehr Wahlmöglichkeiten eröffne, ohne das Solidaritätsprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung zu beeinträchtigen.

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