„Das heutige Programm verspricht, dass Ideen, Analysen, Begründungen und Perspektiven zur politischen Partizipation von Frauen in Europa kritisch und engagiert beleuchtet werden“, so die Ministerin. Dabei steche hervor, dass die Wahlbeteiligung im aktuellen Wahljahr gering war. Bei der Europa- und der Kommunalwahl wurden in Rheinland-Pfalz sogar historische Tiefstände erreicht und zwar bei beiden Geschlechtern gleich niedrig. „Doch bei denen, die gewählt wurden, sieht es anders aus: Deutschland schickt neben 62 Männern nur 37 Frauen nach Straßburg ins neue Europaparlament“, unterstrich Dreyer. Auch wenn zwischenzeitlich immerhin 35 Prozent der Sitze des EU-Parlaments von Frauen besetzt seien, müsse eine bessere Abstimmung und stärkere Kooperation zwischen den Mitgliedsstaaten erfolgen, um die Repräsentanz von Frauen zu sichern.
Als Pluspunkt bewertete die Ministerin die Einrichtung des „Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen“, das aktuell in Brüssel die Arbeit aufgenommen habe. Von ihm erhoffe sie sich für die Geschlechtergleichstellung in Europa nicht nur Ursachenforschung, sondern konkrete Lösungen, um Fortschritte auf diesem Gebiet zu erreichen. Die Ministerin berichtete, dass auch auf der diesjährigen Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz Einigkeit darüber herrschte, die nationalen politischen Entscheidungsträger und –trägerinnen aufzufordern, Frauen verstärkt in die EU-Gremien zu entsenden.
„Die Geschlechterparität muss in Gremien und Leitungsfunktionen Einzug halten“, betonte Ministerin Dreyer. Das sei nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch, weil es den Sachverstand und die Kompetenz von Frauen braucht, um bessere und ausgewogene Entscheidungen zu fällen. „Mehr Frauen an die Spitze“ sei auch für die Privatwirtschaft ein Thema: In ganz Europa werden weniger als drei Prozent der großen börsennotierten Unternehmen von Frauen geleitet. In Führungsgremien und Aufsichtsräten dieser Unternehmen sitzen 11 Prozent Frauen und 89 Prozent Männer. In Deutschland haben gerade einmal 16 von 160 untersuchten börsennotierten Unternehmen mindestens eine Frau im Vorstand, und in Rheinland-Pfalz hat nur ein DAX-Unternehmen, die BASF in Ludwigshafen, eine Frau im Aufsichtsrat. „Dabei haben Studien mittlerweile nachgewiesen, dass Unternehmen mit mehr Frauen in Spitzenpositionen und Leitungsgremien wirtschaftlich erfolgreicher sind und ihre Erfolge nachhaltiger wirken“, betonte Dreyer. Andere Länder, wie Norwegen, hätten das längst erkannt und eine verbindliche Frauenquote für Aufsichtsräte eingeführt.
Doch tatsächliche Gleichstellung von Frauen zeige sich nicht nur in den Führungsetagen, sondern auch bei den Löhnen, unterstrich die Ministerin. Europaweit klaffe eine große Lücke zwischen Männern und Frauen, und Deutschland liege mit 23 Prozent Entgeltunterschied auf einem der hintersten Plätze. „Als Landespolitikerin setze ich mich nachdrücklich für die Beseitigung der Entgeltdiskriminierung ein. Gleichstellung der Geschlechter ist eine wichtige Voraussetzung für Wachstum, Beschäftigung und sozialen Zusammenhalt“, betonte Dreyer.
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