Zuvor hatten die Verbände der rheinland-pfälzischen Krankenkassen sowie das belgische Krankenhaus St. Josef in St. Vith den Vertrag unterschrieben. „Das ist ein richtungsweisender Schritt in Richtung einer deutlich erleichterten, entbürokratisierten Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen über die Binnengrenze hinweg. Wenn sich das Modellprojekt bewährt, dann haben wir mit dieser Vereinbarung ein Stück europäische Geschichte geschrieben“, begrüßte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler die Einrichtung der ZOAST Eifel (fr.: Zones Organisées d’Accès aux Soins Transfrontaliers: Zone der grenzüberschreitenden Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen).
Vor mehr als zehn Jahren hatten die nur etwa 20 Fahrminuten voneinander entfernten Krankenhäuser in Prüm und St. Vith eine Kooperation im Bereich der bildgebenden Verfahren eingeleitet. Bei Betrachtung des Leistungsangebots der beiden Krankenhäuser war auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Geburtshilfe naheliegend. Während es in St. Vith eine klinische Geburtshilfe gibt, ist eine solche in Prüm nicht vorhanden.
Die Sicherstellung der stationären Versorgung kann auch mit Hilfe eines grenzübergreifenden Leistungsangebotes möglich sein. „Nicht zuletzt, weil in den letzten Jahren auf rheinland-pfälzer Seite mehrere Krankenhäuser ihre Geburtshilfen geschlossen haben, ist für die schwangeren Frauen in der Eifel die Möglichkeit der Inanspruchnahme der stationären Geburtshilfe am Krankenhaus St. Josef in St. Vith eine sinnvolle und notwendige Ergänzung“, sagte Ministerin Bätzing-Lichtenthäler. „Frauen mit Wohnsitz im Landkreis Bitburg-Prüm oder im Landkreis Vulkaneifel können sich unmittelbar an das Krankenhaus St. Josef in St. Vith wenden“, betonte die Ministerin.
Die regionale Beschränkung, aber auch die auf bestimmte medizinische Leistungsbereiche wie hier die Geburtshilfe fokussierende Betrachtung ist typisch für die so genannten ZOAST. Die Verbände der gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz sowie das Krankenhaus St. Josef auf dem Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens waren frühzeitig in die Erarbeitung der Vereinbarung dieses grenzübergreifenden Modellprojekts eingebunden, um den Menschen in den grenznahen Gebieten eine bestmögliche medizinische Versorgung zu bieten. Als Leistungserbringer und Kostenträger sind sie die tragenden Säulen der Regelung.
Erklärtes Ziel der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Rheinland-Pfalz ist eine hochwertige Versorgung der Versicherten auch im ländlichen Raum. „Daher begrüßen wir diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur Verbesserung der Versorgung in Rheinland-Pfalz, aber auch in Belgien“, so Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland. Die GKV hat den Gestaltungsprozess von Anfang an am Runden Tisch konstruktiv mitgestaltet. „Um dieses Angebot noch weiter abzurunden steht noch auf unserer To-Do-Liste, dass künftig auch belgische Patienten Leistungen im Krankenhaus Prüm erhalten können“, so Martin Schneider, Leiter der vdek-Landesvertretung Rheinland-Pfalz. Auf diese Weise wird eine qualitätsgesicherte und zugleich wirtschaftliche medizinische Versorgung sichergestellt. Im Sinne guter Versorgung und zum Wohl der Versicherten entspricht es hier auch dem europäischen Gedanken, dass die Versicherten auch auf Krankenhäuser in der Umgebung zugehen können.
Das Modellprojekt sieht u. a. folgende Punkte vor:
• Schaffung einer „ZOAST Eifel“
• Inanspruchnahme geburtshilflicher Leistungen des Krankenhauses St. Josef in St. Vith / Belgien durch Frauen aus der Eifel.
• Modellprojekt für zunächst ein Jahr mit laufendem Monitoring und Möglichkeit der automatischen Verlängerung.
• Das Land Rheinland-Pfalz trägt die Eigenanteile bei Entbindungen, zurzeit etwa 200 Euro pro Geburt.
• Der Vertrag gestattet explizit die spätere Erweiterung für belgische Patientinnen und Patienten / Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen in Rheinland-Pfalz.
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