Nr. 228-5/03
Die engere Partnerschaft der europäischen Regionen nutzen, um bei den Hilfen zur Erziehung den Blick auf innovative Ansätze der Nachbarn zu richten und neue Lösungen für Probleme kennen zu lernen, das war Ziel einer Fachtagung des Familienministeriums mit dem Titel „Heimerziehung in Europa - Lernen aus der Differenz“ heute in Mainz. „Mit der Veranstaltung soll ein grenzüberschreitender Austausch angestoßen werden, bei dem es nicht nur um die Heimerziehung, sondern um das gesamte Spektrum der Erziehungshilfen geht“, wie Familienministerin Malu Dreyer bei der Eröffnung der zweitägigen Tagung erklärte. Fachleute aus Luxemburg, Frankreich, der Schweiz und der Niederlande stellten die Systeme ihrer jeweiligen Länder vor; in Fachforen wurden anschließend die gewonnenen Erkenntnisse vertieft. Das Ministerium führte die Veranstaltung gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen und der Universität Trier durch.
Die europäische Integration habe vielfältige Entwicklungen in Gesellschaft, Politik und Arbeitswelt in Gang gesetzt, die auch Auswirkungen auf die Soziale Arbeit haben, so die Ministerin. Flexibilität und Mobilität in der Lebens- und Arbeitswelt beschleunigten den sozialen Wandel und zögen Probleme nach sich, die soziale Dienste vor neue Herausforderungen stellen. Vor diesem Hintergrund liege es nahe, Ansätze aus dem europäischen Ausland kennen zu lernen, sich zu öffnen für neue Anregungen und damit neue Prozesse im eigenen Land in Gang zu setzen. Nach Angaben der Ministerin gibt es in Rheinland-Pfalz jährlich rund 11.500 Fälle erzieherischer Hilfen. Erziehungshilfen stellten im gesamten Bundesgebiet - neben der Betreuung in Kindertagesstätten - den größten Leistungsbereich innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe dar. Erziehungshilfen gehörten aber auch zu einem Leistungsbereich, der immer wieder in besonderer Weise hinterfragt werde, wenn es um die Frage adäquater Hilfekonzepte geht, so die Ministerin.
Der Blick über den eigenen Tellerrand sei vor diesem Hintergrund von besonderem Interesse für die rheinland-pfälzische Landesregierung, nicht zuletzt, weil Rheinland-Pfalz geographisch zu den Kernregionen Europas gehöre. Zu den Themen der Fachtagung gehörten daher Fragestellungen wie: „Wie wird das Thema Integration sozialauffälliger Kinder und Jugendlicher in Europa gesehen?“, „Welche rechtlichen, strukturellen und personellen Voraussetzungen bestimmen in Europa die Hilfen zur Erziehung?“ oder „Wie kann Fortbildung direkt und flexibel auf veränderte fachliche Notwendigkeiten reagieren?“. Dabei stehe nicht nur das fachliche Lernen voneinander, sondern auch die damit verbundene kulturelle Begegnung im Vordergrund.