Nr. 226-2/03
Für eine bessere Ausschöpfung bestehender Beschäftigungspotentiale haben sich die Arbeits- und Sozialministerinnen und -minister der Länder in ihrer Jahreskonferenz in Rostock einstimmig ausgesprochen. Auf Antrag von Rheinland-Pfalz bitte die Ministerkonferenz die Bundesregierung, zu prüfen, welche zusätzlichen Maßnahmen ergriffen und welche Maßnahmen verstärkt werden können, um einem drohenden Mangel an Fach- und Nachwuchskräften entgegenzuwirken, wie die rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialministerin Malu Dreyer anlässlich der Konferenz erklärte. Es gehe dabei in erster Linie um die Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen, einen längeren Verbleib älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Arbeitsprozess, die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung insbesondere von erziehenden Frauen und die Verbesserung der Integration von Migrantinnen und Migranten, so die Ministerin.
Trotz der derzeitigen hohen Arbeitslosigkeit werde der sich abzeichnende demographische Wandel zu einem erhöhten Bedarf an Arbeitskräften führen, so die Ministerin. Voraussichtlich schon ab 2010 würden spürbar weniger junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zur Verfügung stehen und insgesamt würden mehr ältere Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden, als junge Menschen nachrücken. „Daher müssen bereits heute die Weichen gestellt werden, um einem drohenden Fachkräftemangel in den Betrieben rechtzeitig entgegenzuwirken“, so Malu Dreyer. Dazu gehöre zum einen die Ausbildung junger Menschen, denn sie seien die Fachkräfte der Zukunft. Darüber hinaus stünden derzeit in Deutschland nur noch 37 Prozent der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 55 Jahre im Erwerbsleben; diese Quote gelte es, deutlich zu erhöhen. Der Trend zur Frühverrentung müsse umgekehrt werden. „Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verfügen über ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, Berufs- und Lebenserfahrung, die es zu nutzen gilt“, so die Ministerin. Daher müssten Strategien der Beschäftigung und Qualifizierung und die betrieblichen Abläufe und Organisationsstrukturen weiterentwickelt werden, um ältere Beschäftigte im Arbeitsprozess zu halten.
Noch nie habe es in Deutschland eine so gut ausgebildete Frauengeneration gegeben wie heute; die Beschäftigungsquote von Frauen liege jedoch nur bei 59 Prozent, so die Ministerin. Es sei nicht nur ein Gebot einer vorausschauenden Arbeitsmarktpolitik, sondern auch der Chancengleichheit und Gerechtigkeit, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Dazu müssten vor allem die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden. Als Beispiele nannte die Ministerin verbesserte Betreuungsmöglichkeiten und flexiblere Arbeitszeiten. Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse außerdem auch ein Augenmerk auf die Pflege und Betreuung von Familienangehörigen gelegt werden, so die Ministerin.
Auch die stärkere berufliche Integration von Migrantinnen und Migranten gelte es, durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen. Vor allem ihre spezifischen Kompetenzen wie Mehrsprachigkeit und multikulturelle Fähigkeiten müssten vor dem Hintergrund der Internationalisierung des Wirtschaftslebens stärker genutzt werden.