Nr. 030-4/04
Die Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenzerkrankungen stellt vor allem Hausärztinnen und Hausärzte vor besondere Herausforderungen, wie Sozialministerin Malu Dreyer und der Präsident der Landesärztekammer, Frieder Hessenauer, heute in Mainz bei einer Fortbildungsveranstaltung der Kammer zum Thema Demenz unterstrichen. Dreyer und Hessenauer haben daher gemeinsam Fortbildungsangebote für Hausärztinnen und Hausärzte initiiert, da sie eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung und Behandlung von Demenzerkrankungen spielen. Dreyer und Hessenauer sind überzeugt, dass dies einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Demenzpatientinnen und -patienten leisten kann. In Rheinland-Pfalz leben etwa 49.000 Menschen mit einer Demenzerkrankung. Ihre Zahl wird sich aufgrund einer immer größer werdenden Gruppe hochaltriger Menschen in den kommenden Jahren weiter erhöhen.
„Die Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ist ein Schwerpunkt der Initiative ?Menschen pflegen?“, wie die Ministerin erklärte. Das bestehende Hilfesystem für alte und pflegebedürftige Menschen müsse sich angesichts der demographischen Entwicklung verstärkt auf die Bedürfnisse dieser Patientengruppe einstellen. Dabei gehe es nicht darum, neue Angebote und Leistungen zu schaffen. Das Gesundheitssystem und die Dienste der Altenhilfe seien grundsätzlich differenziert genug, um den besonderen Bedürfnissen demenzkranker Menschen gerecht zu werden, unterstrich die Ministerin. Sie müssten sich in ihrem Angebot jedoch noch stärker auf diesen Personenkreis einstellen und zur Verbesserung der Versorgungssituation noch besser miteinander kooperieren. Alle Leistungsanbieter - Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten - sollten sich als Teil eines Versorgungssystems verstehen, das nur erfolgreich sein könne, wenn die einzelnen Teile miteinander gut zusammenarbeiten. Wichtig sei, dass Demenzerkrankungen so früh wie möglich erkannt und behandelt würden. Voraussetzungen für die richtige Behandlung und Versorgung seien die ausreichende Information aller Beteiligten, ein offener Umgang mit psychischen Veränderungen im Alter, der Abbau von Tabus und eine effiziente Einstellung des Versorgungssystems auf Menschen mit Demenz.
„Die Behandlung von Alterskrankheiten rückt immer stärker in das medizinische Bewusstsein. Alterskrankheiten sind für Ärztinnen und Ärzte neue Herausforderungen, denen sie sich mit intensiver Fortbildung stellen“, so Ärztekammerpräsident Frieder Hessenauer. Für die Ärztinnen und Ärzte sei es ein besonderes Anliegen, Alterskrankheiten wie etwa die Demenz, früh zu erkennen und zu verstehen. Hierfür sei neben der medizinischen Betreuung auch Einfühlungsvermögen und Verständnis für die problematische Situation der Betroffenen und ihrer Angehörigen nötig. Früherkennung sei auch bei Demenzerkrankungen äußerst wichtig. Denn je eher Demenz erkannt werde, desto länger könnten Ärztinnen und Ärzte helfen, die Alltagskompetenz der Betroffenen zu erhalten. Hessenauer: "Früherkennung hilft, ein Höchstmaß an Lebensqualität zu sichern und ein Leben in Heimen hinauszuzögern." Ärztinnen und Ärzte hätten bei der Behandlung von Demenzkranken daher eine wichtige Schlüsselrolle inne. Sie seien für ältere Patientinnen und Patienten die ersten Ansprechpartner, denn sehr oft klagten gerade ältere Menschen in den Sprechstunden über Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen. "Ärztinnen und Ärzte sind wichtige, kompetente Anlaufstellen. Sie erkennen mit Hilfe von medizinischer Diagnostik und Einfühlungsvermögen, ob es sich bei den beklagten Gedächtnisstörungen nur um Probleme des normalen Alterns handelt oder ob tatsächlich eine Demenzerkrankung vorliegt", berichtet der Kammer-Präsident. Ärztinnen und Ärzte helfen aber nicht nur den Betroffenen, sie stehen auch den Angehörigen zur Seite", fügt er hinzu. Denn für Angehörige, die Demenz-Erkrankte betreuen, sei diese spezielle Pflege eine große Belastung. Angehörige brauchten daher ebenfalls Unterstützung und Verständnis. Der Kammer-Präsident: "Für Ärztinnen und Ärzte ist es daher selbstverständlich, ihr medizinisches Wissen immer wieder zu aktualisieren!"
Nach Angaben der Ministerin sind bereits zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht worden, die zu einer Verbesserung der Situation demenzkranker Menschen beitragen. Als Beispiele nannte sie das Pflege-Qualitätssicherungsgesetz und das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz des Bundes. Im Land laufen neben den Fortbildungsangeboten die Vorbereitungen zur Umsetzung des Altenpflegegesetzes; außerdem sollen im neuen Lehrplan der Altenpflegeausbildung und in der neuen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung, die derzeit vom Bildungsministerium und Sozialministerium erstellt werden, gerontopsychiatrische Inhalte stärker berücksichtigt werden. Das Land fördere die Qualifizierung von Demenz-Mentorinnen und -Mentoren in stationären Pflegeeinrichtungen und führe mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung ein Modellprojekt zur Optimierung der Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankungen in stationären Pflegeeinrichtungen durch. Gemeinsam mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG) werde sie am 22. März 2004 eine breit angelegte Kampagne starten, die an 24 Standorten in Rheinland-Pfalz die Öffentlichkeit über die Zusammenhänge und Auswirkungen von Demenzerkrankungen und die entsprechenden Therapie- und Beratungsangebote informiere, so die Ministerin.