Nr. 214-3/04
„Die elektronische Gesundheitskarte wird den Informationsaustausch zwischen Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken und Krankenkassen erheblich verbessern und damit den Patientinnen und Patienten zugute kommen“. Dies unterstrich Gesundheitsministerin Malu Dreyer heute in Trier zum Start des Testlaufs für das Modellprojekt im Bezirk der Kassenärztlichen Vereinigung Trier. In Anwesenheit der Gesundheitsministerin sowie der beteiligten Projektpartner, der Kassenärztlichen Vereinigung Trier und der Koblenzer CompuGROUP, nutzte der erste Patient die vita-X-Karte in der Praxis von Dr. Michael Siegert, dem ärztlichen Leiter des Projektes und Mitglied des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Trier. Auch Dr. Siegert unterstrich den Nutzen für die Patientinnen und Patienten und erhofft sich auch Einspareffekte. Jürgen Riebling, Geschäftsführer der Firma CompuGROUP Health Services GmbH, wies auf die Sicherheit der vita-X-Karte hin, die alle für die Verwendung von medizinischen Daten erforderlichen Schutzmaßnahmen enthalte, die im Sinne der Sicherung der Patientenrechte getroffen werden können. Das Land fördert das Modellprojekt finanziell und ist aktiv an der Durchführung beteiligt.
Ab 2006 soll nach dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz die elektronische Gesundheitskarte die Krankenversicherungskarte heutiger Form ablösen. Das in Trier gestartete Modellprojekt ist eines der Modellprojekte, die die Einführung vorbereiten und erproben sollen, und das einzige seiner Art in Rheinland-Pfalz. Auf der neuen Karte werden medizinische Behandlungs- und Verordnungsdaten gespeichert und bei Bedarf mit Zustimmung des Patienten abgerufen. Malu Dreyer: „Ärztinnen und Ärzten gibt die elektronische Gesundheitskarte so einen schnellen Überblick insbesondere über die konkrete Behandlungssituation und die Verträglichkeit verordneter Medikamente. Patientinnen und Patienten erspart sie Doppeluntersuchungen und bietet ihnen einen reibungsloseren Behandlungsablauf. Das Gesundheitswesen insgesamt profitiert durch einen verbesserten Informationsfluss und eine engere Vernetzung.“
Nach Angaben des ärztlichen Projektleiters Dr. Siegert starten 16 hausärztliche und 31 fachärztliche Praxen, davon vier Praxen von psychologischen Psychotherapeuten, zwei Krankenhäuser und das Gesundheitsamt Trier die elektronische Gesundheitsakte vita-X. Die Einbindung von Apotheken mit der Nutzung des elektronischen Rezepts ist vorgesehen. In dem zunächst bis zum 31. Dezember 2006 befristeten Modellversuch sollen bis zu 10.000 Patienten akquiriert werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Trier erwartet sich von dem Projekt einen besseren Informationsfluss zwischen den verschiedenen Sektoren der Patientenversorgung und der damit verbundenen Dokumentation von Diagnosen, Befunden und Arzneimitteln sowie eine Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Therapie zugunsten der Patientenversorgung, so Dr. Siegert. Er erhofft sich gleichzeitig auch Einspareffekte, von denen das gesamte Gesundheitssystem profitiere. Eine wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Trier soll untersuchen, ob und wie sich die erhofften positiven Wirkungen einstellen. Nach Ansicht des Projektleiters kommt die Gesundheitskarte in Rheinland-Pfalz durch ihre Ausgestaltung der im Gesundheitsmodernisierungsgesetz formulierten Zielsetzungen am nächsten.
Die technische Realisierung des Projektes übernimmt das Koblenzer Unternehmen CompuGROUP Health Services GmbH mit seiner Softwarelösung vita-X. Die vita-X-Karte ist nach Angaben von Jürgen Riebling eine mobile elektronische Gesundheitsakte, in die bei jedem Arztbesuch nach Rücksprache mit dem Patienten Gesundheitsdaten wie Röntgenbilder, Laborbefunde, Diagnosen und ähnliches eingetragen werden. Im Gegensatz zu einer Papierakte werde die vita-X Gesundheitsakte nicht beim Arzt selbst, sondern auf einem zentralen Server gelagert, auf den alle vom Patienten bevollmächtigten Ärzte gemeinsam zugreifen. Oberste Priorität habe dabei der hochgesicherte Umgang mit den sensiblen Daten. „Der Patientennutzen und gerade die Patientenrechte stehen bei der Entwicklung von vita-X im Vordergrund,“ so Riebling. Sowohl der Datentransfer als auch der Datenzugriff seien bei vita-X mehrfach geschützt: Zur Wahrung der Vertraulichkeit und der Patientensouveränität könne der Patient zusammen mit dem jeweiligen behandelnden Arzt festlegen, welche Informationen in der persönlichen Gesundheitsakte gespeichert oder gelöscht werden sollen. Weiterhin werde vermerkt, welche Berufsgruppen den Eintrag in der Akte lesen dürfen.
Die Daten werden automatisiert aus der Karteikarte der Arzt-EDV übertragen, verschlüsselt und als anonyme Datenpakete auf dem vita-X Datenserver gespeichert. Auf der Karte, die der Patient erhält, werden nur Schlüssel und Zugriffsinformationen abgelegt, mit denen die Datenpakete entschlüsselt und zur Akte zusammengeführt werden können. Findet ein Dritter eine verlorene Karte, so ist diese für ihn vollkommen wertlos, weil diese nur durch PIN-Eingabe des Patienten und durch einen berechtigten Arzt verwendet werden kann. Nach der Bewertung des Landesbeauftragten für den Datenschutz in Rheinland-Pfalz entspricht das Konzept zur Speicherung der Behandlungsdaten inhaltlich voll den datenschutzrechtlichen Erfordernissen.