„Der demografische Wandel, eine alternde Gesellschaft und die steigende Lebenserwartung tragen dazu bei, dass immer mehr Menschen auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind. Gleichzeitig sinkt die Zahl junger Menschen, die sich für die Pflegeausbildung bewerben. Der hohe Fachkräftebedarf in der Pflege ist daher kein Zukunftsszenario, sondern schon heute Realität“, betonte die Ministerin.
Das aktuelle Branchenmonitoring Gesundheitsfachberufe, das durch das Arbeitsministerium herausgegeben wird, zeigt für das Jahr 2023 eine Fachkräftelücke von rund 3.800 Pflegefachkräften in Rheinland-Pfalz, die zur Deckung der steigenden Nachfrage erforderlich wären. Bis zum Jahr 2035 könnte laut Prognosen die Fachlücke auf mehr als 7.100 Pflegefachkräfte anwachsen, wenn nicht mit Fachkräftesicherungsmaßnahmen gegengesteuert wird.
„Heute und in Zukunft die pflegerische und medizinische Versorgung von Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzern auf hohem Niveau zu halten und zu verbessern, ist ein zentrales Ziel der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern im Gesundheitswesen und in der Pflege arbeiten wir mit unterschiedlichen Initiativen seit Jahren an der Fachkräftesicherung im Bereich der Pflege. Mit der ‚Fachkräftestrategie Pflege Rheinland-Pfalz 2025‘ setzen wir diese erfolgreiche Zusammenarbeit fort und ebnen den Weg für eine zukunftssichere Pflege, die sowohl den Pflegekräften als auch den Pflegebedürftigen zugutekommt“, erklärte Ministerin Dörte Schall.
In vier Themenfeldern mit insgesamt 47 Maßnahmen adressiert die neue Fachkräftestrategie Pflege die zentralen Herausforderungen, aber auch Chancen für die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Menschen in Rheinland-Pfalz. „Die Strategie zeigt Lösungsansätze auf, wie das Potenzial von ausländischen Pflegekräfte stärker genutzt werden kann, die Qualifizierung von Auszubildenden und Beschäftigten in der Pflege gestärkt und auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden können. Zudem enthält sie Ziele und Maßnahmen zur Digitalisierung in der Pflege“, so die Ministerin weiter.
Fachkräftequalifizierung
Die Qualifizierung von Pflegefachkräften sei entscheidend, um den wachsenden Pflegebedarf in unserer alternden Gesellschaft zu decken, die Versorgungsqualität zu sichern und die Arbeitsbedingungen für Pflegende zu verbessern, betonte die Ministerin. „Pflegeberufe haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: Neue medizinische Technologien, komplexere Versorgungsanforderungen und die fortschreitende Digitalisierung verlangen heute ein hohes Maß an Fachkompetenz von Pflegekräften“, so die Ministerin weiter. Um diesen anspruchsvollen Anforderungen gerecht zu werden, sollen bestehende Aus- und Weiterbildungsangebote modernisiert und neue Qualifizierungswege geschaffen werden. Dies umfasst die Förderung des Pflegestudiums sowie der Pflege- und Pflegeassistenzausbildung. Junge Menschen sollen frühzeitig für eine Karriere in der Pflege begeistert werden, und auch das Potenzial von arbeitslosen Personen und Quereinsteigenden soll stärker ausgeschöpft werden.
Fachkräftegewinnung
„Die Nachfrage nach Pflegefachkräften in Rheinland-Pfalz kann bereits heute nicht ohne Unterstützung aus dem Ausland gedeckt werden. Ohne die gezielte Anwerbung von Pflegepersonal aus dem Ausland droht eine Überlastung des Pflegesystems. Internationale Fachkräfte helfen, diese Lücken zu schließen und die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen sicherzustellen. Unsere gemeinsamen Anstrengungen zur Gewinnung und Bindung von Pflegefachpersonen aus dem EU-Ausland, aus Drittstaaten sowie von geflüchteten Menschen in den hiesigen Pflegearbeitsmarkt werden wir daher weiter intensivieren“, kündigte die Ministerin an. Die Strategie enthalte daher gezielte Maßnahmen zur Erleichterung der Gewinnung und nachhaltigen Integration ausländischer Fachkräfte wie Sprachförderprogrammen, gezielte Informations- und Beratungsangebote für Fachkräfte und Einrichtungen sowie die Erarbeitung eines standardisierten Onboarding-Prozesses für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser.
Fachkräftebindung
„Die Fachkräftebindung wird zunehmend zu einem Schlüsselfaktor, um die Qualität der Pflege sicherzustellen und die Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Nachfrage nach pflegerischen Leistungen ist es von entscheidender Bedeutung, nicht nur ausreichend qualifizierte Pflegekräfte zu gewinnen, sondern diese auch langfristig im Beruf zu halten“, betonte die Ministerin. Um die Fluktuation in der Pflege zu reduzieren und die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen, sehe die Fachkräftestrategie Maßnahmen zur langfristigen Bindung von Pflegekräften vor. Dazu gehören die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine Unterstützung der Führungskräfte sowie flexible Arbeitszeitmodelle. Psychosoziale Unterstützung und Gesundheitsförderungsprogramme sollen die Belastungen im Arbeitsalltag reduzieren und die berufliche Resilienz der Pflegekräfte stärken.
Digitalisierung und Innovation in der Pflege
„Mit der Landesstudie digi2care haben wir den Grundstein dafür gelegt, durch Digitalisierung und technologische Innovation eine bestmögliche Versorgung für die Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Daran knüpft die Fachkräftestrategie an. Die Digitalisierung bietet erhebliche Potenziale, die Arbeit von Pflegekräften zu erleichtern und gleichzeitig die Qualität der Versorgung zu verbessern. Ein Schlüssel bleibt die Förderung digitaler Kompetenzen in der Pflege. Die Digitale Bildungsoffensive an den Pflegeschulen zur Stärkung der digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte setzen wir daher fort. Durch gezielte Innovationsförderung und Wissenstransfer sollen zudem neue, kreative Lösungen für bestehende Herausforderungen im Pflegealltag entwickelt und implementiert werden“, so die Ministerin.
Hintergrund
Das Land Rheinland-Pfalz führt gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern im Gesundheitswesen und in der Pflege seit über einem Jahrzehnt erfolgreich Initiativen zur Fachkräftesicherung in der Pflege durch. Die neue „Fachkräftestrategie Pflege RLP 2025“ wurde gemeinsam mit den insgesamt 36 Partnerinnen und Partner der Pflege und des Gesundheitswesens in Rheinland-Pfalz entwickelt und wird bis zum Jahr 2028 umgesetzt. Die Umsetzung der Strategie wird durch eine Projektstelle unter der Leitung von Professor Dr. Frank Weidner vom Institut für Dienstleistung, Innovation, Pflegeforschung GmbH (DIP) begleitet, die durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung mit 1,4 Millionen finanziert wird.