Nr. 145-4/03
Gerade im Jahr 2003, dem Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, sei eine gute und flächendeckende Versorgung gehörloser Menschen mit Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern ein besonderes Anliegen der Landesregierung, betonte Sozialministerin Malu Dreyer heute in Mainz auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Reiner Marz zur Gebärdensprache.
Das Neunte Buch Sozialgesetzbuch, die Gleichstellungsgesetzgebung des Bundes und das rheinland-pfälzische Landesgesetz zur Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen ermöglichten es gehörlosen Menschen, mit Behörden in Gebärdensprache oder einer anderen für sie nutzbaren Kommunikationsform zu kommunizieren, so Ministerin Dreyer.
Die Landesregierung habe eine Projektgruppe zur Umsetzung des Landesgesetzes zur Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen eingerichtet, die sich mit Standards zur barrierefreien Verwaltung auseinandersetze und zur Zeit eine Rechtsverordnung erarbeite, die Näheres zur Anwendung der Gebärdensprache regle.
Die fünf Dolmetscherzentralen in Rheinland-Pfalz sorgten dafür, dass gehörlose Menschen jederzeit ihren Bedarf an Gebärdensprachdolmetscherinnen und
dolmetschern sicherstellen könnten. Zudem könnten gehörlose Menschen in allen vier Ämtern für soziale Angelegenheiten sowie beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Mainz und Koblenz ihre Anliegen direkt über Videokonferenzschaltung mit einer Gebärdensprachdolmetscherin oder einem -dolmetscher vortragen und so kommunizieren. Durch die neuen gesetzlichen Regeln werde Dolmetschen häufiger in Anspruch genommen als in der Vergangenheit.
Das Land Rheinland-Pfalz fördere die Ausbildung zum Gebärdensprachdolmetscher und zur Gebärdendolmetscherin und sei bestrebt, diesen Beruf insgesamt attraktiver zu gestalten, um auch für die Zukunft über eine bedarfs- und flächendeckende Versorgung zu verfügen.
Die Ministerin verwies auf ein neues Fortbildungsangebot des Landes Rheinland-Pfalz für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, das in Kooperation mit der Pfalzakademie und dem Pfalzinstitut für Sprachbehinderte realisiert werde und Grundkenntnisse im Umgang und der Kommunikation mit schwerhörigen und gehörlosen Menschen umfasse. Darüber hinaus seien zentrale Multiplikatorenschulungen in Planung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung befähigen sollen, in den Verwaltungen vor Ort Grundkenntnisse in Gebärdensprache und Kommunikation mit gehörlosen und schwerhörigen Menschen weiterzugeben. Dieses Angebot, so Ministerin Dreyer, sei ein wichtiger Baustein in einem Gesamtkonzept für eine barrierefreie Verwaltung.