| 20 Jahre Psychiatriereform in Rheinland-Pfalz

Psychiatriereform ist ein bedeutendes Gemeinschaftswerk

„Die Würdigung der erfolgreichen Umsetzung der Psychiatriereform ist auch die Würdigung einer politischen Erfolgsgeschichte, denn die Psychiatriereform zählt zu den erfolgreichsten Sozialreformen des Landes. An deren Umsetzung waren zahlreiche Institutionen und engagierte Persönlichkeiten beteiligt, denen unser aller Dank gebührt.

Ich freue mich deshalb, dass zahlreiche Weggefährten aus der Landes- und Kommunalpolitik, des Landespsychiatriebeirates, der Selbsthilfe wie auch der Kliniken und der Gemeindepsychiatrie heute gemeinsam mit uns feiern.“ Das unterstrich Ministerpräsidentin Malu Dreyer anlässlich der Feierstunde „20 Jahre Psychiatriereform in Rheinland-Pfalz“ heute in Mainz.

Rund 190 Gäste waren der Einladung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler in den Festsaal der Staatskanzlei gefolgt. An der Planung des Festaktes beteiligt waren der Verein zur Unterstützung gemeindenaher Psychiatrie in Rheinland-Pfalz, deren Kuratoriumsvorsitzende Roswitha Beck ist, sowie die Landesverbände der Psychiatrie-Erfahrenen und der Angehörigen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hob die rheinland-pfälzische Psychiatriereform als ein bedeutendes Gemeinschaftswerk hervor, das auf einem gesellschaftlichen und fachlichen Konsens beruhe. Grundlage sei die gemeinsame Überzeugung, dass die Verbesserung der Situation chronisch psychisch kranker Menschen Vorrang habe vor Bedenken, Ängsten, Eigeninteressen oder auch entstehenden Kosten. „Deshalb kann die Psychiatriereform auch ein Vorbild für andere gesellschaftliche Veränderungsprozesse sein.“

So erinnerte die Ministerpräsidentin an einige Mutige, die Ende der 70er und Anfang der 80er-Jahre trotz einiger Widerstände erste Reformansätze versuchten. Beispielhaft nannte sie Dr. Wolfgang Guth, Ärztlicher Direktor der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, „der sicherlich für Rheinland-Pfalz der Pionier der Psychiatriereform war und mit der Enthospitalisierung chronisch psychisch kranker Menschen aus der damaligen Landesnervenklinik Alzey begann.“

Ministerin Bätzing-Lichtenthäler hob hervor, dass mit der Psychiatriereform die psychiatrischen Strukturen in Rheinland-Pfalz grundlegend verändert worden seien. „Wir haben erreicht, dass psychisch kranke Menschen und ihre Familien dort Behandlung und umfassende Hilfe finden, wo sie zu Hause sind. Dass der notwendige Kraftakt so mustergültig gelungen ist, darauf können wir stolz sein.“ Zugleich verwies die Ministerin auf die zukünftigen Herausforderungen. So sei eine kontinuierlich wachsende Nachfrage nach psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung, eine Zunahme von komplexeren Problemlagen und von gerontopsychiatrischen Erkrankungen, allen voran Demenz und Altersdepression, zu verzeichnen. Ein weiteres Feld sei die therapeutische Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund und speziell von Flüchtlingen.

Als vorrangiges Ziel nannte die Gesundheitsministerin die strukturelle Weiterentwicklung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungs- und Unterstützungsangebote, die sich stärker zu lebensfeldzentrierten, sektorübergreifenden Hilfeangeboten entwickeln müssen. Diesen Weg beschreite auch die Krankenhausplanung des Landes mit der Ausweitung tagesklinischer Behandlungsangebote. Das Land fördere auch Präventionsangebote, die auf ein gesundheitsorientiertes Leben setzen, beispielsweise die Landesinitiative „Gut leben im Alter“ oder die erfolgreiche Initiative des Landes und engagierter Partner „Bündnisse gegen Depression in Rheinland-Pfalz“.

„Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, die seelische Gesundheit zu fördern, der Entstehung von psychischen Erkrankungen vorzubeugen sowie Erkrankten die bestmögliche Unterstützung zu geben. Wir bitten alle Beteiligten, an die vergangenen Erfolge bei der Verbesserung der Situation psychisch kranker Menschen anzuknüpfen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler.

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